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Brief der Stadt wirbelt in Schulen Staub auf

Tafeln müssen mit nassem Lappen gewischt werden


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Es ist nur eine vorbeugende Maßnahme, kein Verbot«, sagt Wilhelm Tucholski, Leiter des Baumanagements im städtischen Immobilienservicebetrieb (ISB) zur Empfehlung an die Schulen, die Klassenräume nicht mehr von Schülern fegen zu lassen (das WESTFALEN-BLATT berichtete in der Montagsausgabe). Grund für die Empfehlung: Es soll nicht unnötig Staub aufgewirbelt werden.
In Bielefelds Schulen werden aus Kostengründen nur noch alle zwei Tage die Böden feucht gewischt, an allen übrigen Tagen erledigen die Schüler selbst die Reinigung ihres Klassenzimmers: Sie stellen die Stühle hoch und fegen den Dreck auf. Pro Schuljahr, so Pädagogen, sei jeder Schüler durchschnittlich maximal mit zwei Wochendiensten an der Reihe.
Anlass für das städtische Schreiben an die Schulen seien Messungen gewesen, die in Berliner Schulen vorgenommen worden seien. Das Problem, so Tucholski, sei allerdings, »dass man nicht so recht weiß, was man überhaupt messen soll«. Es gebe schließlich keine Grenzwerte für die Feinstaubkonzentration der Innenraumluft und zudem teilweise widersprüchliche Auffassungen von Schadstoffexperten. Ob sich höhere Feinstaubkonzentrationen negativ auf die Gesundheit auswirken würden, könne man also nicht abschließend sagen.
Vorsorglich empfehle man in Bielefeld den Schulen deshalb
- »regelmäßiges Stoßlüften«, um durch »regelmäßigen Luftaustausch auch den Feinstaubgehalt« zu reduzieren
- Wandtafeln nur feucht zu säubern, Schwämme und Lappen gründlich auszuspülen, »damit der Kreidestaub gebunden wird«
- Schülerinnen und Schüler nicht mit dem Fegen von Unterrichtsräumen zu beauftragen, »um Aufwirbelungen zu vermeiden«. Beim Einsatz von Staubsaugern »müssen diese eine wirkungsvolle Abluftfilterung« haben.
Nach Ansicht von Tucholski reiche es, wenn Schüler an den Tagen, an denen die Böden ihrer Klassenräume nicht aufgewischt werden, das Papier, was herumliege, aufsammeln würden.
Lehrer wie Dr. Inge Schulze, Oberstudiendirektorin an der Gesamtschule Stieghorst, halten von der Empfehlung nichts, zumal mitunter mehr als ein Tag zwischen den professionellen Reinigungen liege: »Mitunter wird donnerstags gewischt und dann erst wieder montags nach der 7. Stunde - das ist alles andere als hygienisch.«
Andere Schulleiter halten die Eigenreinigung durch die Schüler für unverzichtbar: »Wie die Putzkolonnen manchmal saubermachen ist schlicht unzureichend.«

Artikel vom 13.09.2005