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Beim Stadttheater ist
nicht alles nur Fassade

Äußeres soll dem Urzustand zumindest nahe kommen

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Die Sanierung der Fassade des Stadttheaters wird teurer als gedacht, aber trotzdem werden die Gesamtkosten von 23 Millionen Euro für den Komplettumbau nicht überschritten. »Einen Spielraum für Sonderwünsche gibt es allerdings nicht mehr,« betont Günther Tiemann vom Vorstand der Theaterstiftung. Und: Die Neueröffnung des Hauses zu Beginn der Spielzeit 2006/07 ist nicht gefährdet.

Ziel der Fassadensanierung sei es, das Äußere des Stadttheaters dem Zustand von 1904 zumindest anzugleichen, denn, so Tiemann: »Es gibt keine Fotos, die exakt belegen, wie die Farbgebung ursprünglich war. Kolorierte Ansichtskarten sind nicht verlässlich.« Das Stadttheater ist ein Putzbau mit geringem Natursteinanteil, Portikus, Putten, Obelisken und Balustraden wurden in den 1970er Jahren nach alten Plänen neu errichtet. Die Betonarbeiten seien aber so sorgfältig ausgeführt worden, dass die Eingangsarkade durch Beimischung einer weißen Farbmischung durchaus dem Sockel aus weißgrauem Muschelkalk entspreche. Der Sockel sei inzwischen abgestrahlt worden. Er, Portikus und Figurenschmuck sollen in dem hellen Farbton erhalten bleiben.
Nachdem die Putzflächen der Fassade abgestrahlt wurden, kam der ursprüngliche Putz wieder zum Vorschein - an ihm soll sich die künftige Farbgestaltung orientieren.
Nach dem Entfernen der Farbschichten zeige es sich jedoch, so Tiemann, dass die Schäden an der Fassade, im Zweiten Weltkrieg verursacht, größer sind als ursprünglich vermutet. Es gebe Risse, stabilisierende Eisen seien zum Teil durchgerostet, müssen durch Edelstahl ersetzt werden. Sandsteine sind so marode, dass sie ausgetauscht werden müssen. Tiemann: »Wir sind noch auf der Suche nach einem Stein, der harmoniert, schließlich gibt es keinen Osning-Sandstein mehr, der gebrochen werden darf.«
Ursprünglich war eine Sanierung der Fassade aus Kostengründen gar nicht in Erwägung gezogen worden. Möglich wurde sie durch einen Zuschuss des Landes aus Mittel der Stadterneuerung in Höhe von 386 000 Euro. Alle Maßnahmen seien mit der Bielefelder Denkmalbehörde und dem Westfälischen Amt für Denkmalpflege in Münster abgestimmt.
Passend zur Fassade des Stadttheaters würden auch die Außenwände der später entstandenen Gebäudeteile und des neuen Anbaus mit Ballettsaal und Kulissenlager an Brunnen-, Turnerstraße und Rathausinnenhof gestrichen: »Da macht das Architekturbüro Vorschläge.«
Die Fassade entlang der Brunnenstraße soll dadurch gegliedert werden, dass die unterschiedlichen Eingangsbereiche (Bühneneingang, Verwaltung) rot hervorgehoben und durch Metallfahnen gekennzeichnet werden.
Werbung wie bisher am Balkon des Stadttheaters bzw. an der Fassade zum Alten Rathaus hin soll es künftig nicht mehr geben. Die Schaukästen bleiben erhalten, zudem billigt der Denkmalschutz Werbung am Rande des Rathausplatzes Die Stadttheaterfassade wird weiterhin von den Hängelampen und den Deckenleuchten im Portikus ins rechte Licht gesetzt, dazu kommen Bodenstrahler auf dem Balkon.

Artikel vom 14.09.2005