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Komplizierte Klippen bravourös
im Zusammenspiel gemeistert

Wiederbegegnung mit Eberhard Brünger und Ulrike Westenfelder


Senne (WB). Eine Wiederbegegnung mit dem ehemaligen Sennestädter Kantor Eberhard Brünger und seiner kongenialen Partnerin Ulrike Westenfelder brachte das Konzert mit Werken für Klavier zu vier Händen, das jetzt beim KulturTreff in der Friedenskirche Senne I stattfand.
Die beiden Interpreten hatten ein interessantes Programm dieses selten zu hörenden Genres gehobener Hausmusik zusammengestellt, das in seiner Wahl und musikalischen Ausführung überzeugend und beglückend war. Selbst komplizierte rhythmische und dynamische Klippen im Zusammenspiel wurden elegant und bravourös gemeistert.
Die erste Überraschung boten die sechs kleinen Klavierstücke im klassischen Duktus, die der Zwölftöner Arnold Schönberg 1896 als Auftragswerk schrieb. Neben den sehr melodischen erinnerten auch die recht virtuose Passagen an Schumann. Hier spielten sich die Interpreten frei für die anspruchsvollen »Bilder aus dem Osten« von Robert Schumann. Diese sechs Impromptus zu vier Händen aus dem Jahre 1848 besitzen durchgängig hohen Wert.
Sie erzählen musikalisch die Geschichte des arabischen Eulenspiegels Abu Seid, der einmal drängend leidenschaftlich, dann elegisch schreitend und sehnsuchtsvoll daherkommt. Sein Freund Mareth taucht als kindlicher und sanfter Charakter auf. Der reichste und vielgestaltigste fünfte Satz mit seinen punktierten Rhythmen und der klangprächtige Abschluss des Zyklus' gaben den Künstlern Gelegenheit (beide sind beziehungsweise waren Musikerzieher an der Hans-Ehrenberg-Schule in Sennestadt), ihre pianistische Meisterschaft unter Beweis zu stellen, während in den ruhigen Sätzen duftig und ausgewogenes Spiel die musikalisch gleiche Wellenlänge demonstrierte.
Die »Petite Suite« von Debussy aus dem Jahre 1889 nach literarischen Vorlagen, die durch eine Orchesterfassung recht populär geworden ist, beschloss den musikalischen Teil des Programms. Bereichert wurde dieses durch einen ausführlichen und lehrreichen Handzettel.
In diesen Stücken des malerischen Impressionismus werden nicht nur kräuselnde Wellen, sondern Flötenklänge, Barkarolen-Rhythmen und Walzer-Melodien in einer manchmal bizarren Tonsprache hörbar. Punktgenaues, rhythmisch aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel ist hier unabdingbar. Beide Interpreten lösten diese Vorgaben meisterlich und kongenial ein und begeisterten das leider nicht sehr üppig besetzte Auditorium.
Den literarischen Teil des Abends bestritt Oskar Etzemüller mit dem Vortrag zweier Kunstmärchen von Hans Christian Andersen: »Des Kaisers neue Kleider« und »Schön!«. Der intime Rahmen mit Lehnsessel kam in dem etwas halligen Kirchenraum nicht so zu Wirkung, so dass sich der dem Märchen eigene Zauber nicht ganz entfalten konnte. Doch bot der Kontrast zur Musik dem Hörer viel Freiheit zur gedanklichen Verarbeitung. Allen Beteiligten wurden durch starken Applaus und Blumen von Pfarrer Berthold Schneider Dank ausgesprochen.
l Die nächste Veranstaltung des KulturTreffs, bei der Lieder und Arien von Vivaldi bis Bizet von Petra von Laer (Mezzosopran) und Gustav-Adolf Lent (Klavier) zu hören sind, findet am 25. September statt.Gustav-Adolf Lent

Artikel vom 15.09.2005