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New Orleans wird nicht mit Gewalt evakuiert

Zahl der Toten bei 400 - Flughafen öffnet wieder

New Orleans (dpa). »Jeden Tag wird es etwas besser«, sagt Vizeadmiral Thad Allan von der US-Küstenwache. »In ein oder zwei Wochen werden einige aufwachen und feststellen, dass sie wieder hoffen können.« Prsäsident Bush spricht mit einem Feuerwehrmann, der diesen Dalmatiner aus dem Wasser gerettet hatte.

Zwei Wochen nach dem Hurrikan »Katrina« und den Deichbrüchen von New Orleans hat sich die Lage gestern weiter entspannt. Nachdem inzwischen Dutzende städtischer Pumpen sowie einige Geräte ausländischer Hilfsorganisationen das Hochwasser in dem überfluteten Gebiet abpumpen, nahm auch das erste Klärwerk der Stadt seine Arbeit wieder auf. Auch deutsche Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) aus Lemgo sind im Einsatz.
Auf dem Louis-Armstrong-Flughafen soll heute der zivile Luftverkehr wieder aufgenommen werden. Frachtmaschinen waren bereits am Sonntag wieder gelandet und gestartet. Die ersten Hotels nahmen wieder Gäste auf. Etwa 50 Prozent des Stadtgebiets sind dem Fernsehsender NBC zufolge noch überflutet - zu Beginn waren es 80 Prozent.
US-Präsident George W. Bush, der sich gestern auf der Ladefläche eines Armeefahrzeugs stehend die verwüstete Stadt zeigen ließ, sprach von sichtbaren Fortschritten. Bush betonte, mögliche Fehler bei der Hilfe für das Katastrophengebiet würden gründlich analysiert. Derweil ist der seit der Hurrikane-Katastrophe umstrittene Direktor der US-Behörde für Katastrophenmanagement (FEMA), Michael Brown, gestern zurückgetreten.
Vor seinem dritten Besuch im Katastrophengebiet hatte Bush in der Nacht zum Montag auf dem Kriegsschiff »USS Iwo Jima« geschlafen, das vor der Küste ankert. Das Schiff dient als Kommandozentrale für die Koordinierung der Rettungs- und Hilfsmaßnahmen.
Kurz vor der Ankunft Bushs hatte die Polizei klar gemacht, dass die verbliebenen Einwohner von New Orleans vorerst in ihren Häusern bleiben dürfen. Die Polizei werde versuchen, sie zum Verlassen der Stadt zu überreden, aber es werde keine »physische Gewalt« angewandt, sagte der Sprecher.
Unterdessen wollen die Behörden in New Orleans mit dem Sprühen von Insektiziden beginnen, um der Mückenplage Herr zu werden. Damit soll die Verbreitung des West-Nil-Virus durch Mücken gestoppt werden.
Hoffnung geben neue Schätzungen, wonach deutlich weniger Menschen starben als zunächst befürchtet. Offiziell liegt die Zahl der Toten in Louisiana und Mississippi derzeit bei etwa 400. Der Bürgermeister von New Orleans, Ray Nagin, hatte zunächst von bis zu zehntausend Toten gesprochen.

Artikel vom 13.09.2005