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Opel-Chef Hans Demant

»Erdgas ist die derzeit wohl relevanteste alternative Antriebs-Technologie.«

Leitartikel
Das Thema der IAA

Hybrid fegt
Feinstaub
vom Tisch


Von Wolfgang Schäffer
Der Themenwechsel erfolgte so rasant, dass selbst Experten die Luft wegblieb. Die Explosion der Kraftstoffpreise und die daraus resultierende Diskussion über alternative Antriebs-Technologien hat die hysterisch anmutende Feinstaub-Debatte und Rußfilter-Problematik vorerst vom Tisch gefegt.
Noch vor wenigen Wochen schien es in Sachen Auto kaum ein anderes Thema zu geben als den Diesel-Partikelfilter. Neue Selbstzünder ohne Rußfänger waren fast schon unverkäuflich. Für bereits auf den Straßen rollende Selbstzünder mussten Nachrüstlösungen her.
Eine Reihe von Herstellern hatte sich für die Internationale Automobilaustellung (IAA) gerüstet. Doch auf der Messe in Frankfurt nimmt kaum jemand von diesen Angeboten Notiz. Stattdessen machen jetzt die Themen Hybrid- und mit leichten Abstrichen Erdgas-Antriebe die Runde. Zusammenarbeiten zwischen BMW, DaimlerChrysler und General Motors, sowie von Audi, Porsche und VW werden verkündet. Erste Serienmodelle mit einer Kombination von Elektro- und Benzinmotor sollen aus diesen Kooperationen 2007 anrollen.
Die Konkurrenten Toyota und Honda können sich da zufrieden die Hände reiben. Beide Hersteller haben sich hier einen massiven Vorsprung mit ausgereiften Systemen erarbeitet - so, wie die Franzosen mit dem Partikelfilter.
Haben die deutschen Hersteller also geschlafen? In Sachen Hybrid besteht zweifelsohne Nachholbedarf. Dafür sind VW, Ford, Mercedes, Opel inzwischen beim Thema Erdgas mit von der Partie, stehen hier mit Fiat, Volvo, Citroen, Peugeot und Renault auf Augenhöhe. Für Opel-Chef Hans Demant ist »Erdgas die wohl relevanteste alternative AntriebsTechnologie«.
Auf der anderen Seite setzen die heimischen Autobauer große Hoffnungen auf die Benzindirekteinspritzung. Hier ist nach Ansicht der Fachleute eine Menge Potential vorhanden, um gleichwohl starke wie verbrauchsgünstige Triebwerke zu entwickeln.
Ungeachtet der in astronomische Höhen gekletterten Kraftstoffkosten verzichtet aber kaum ein Anbieter darauf, seine Modellreihen mit kraftstrotzenden PS-Boliden zu ergänzen. BMW 130i, VW Golf R32, Opel Vectra OPC, Mercedes M-Klasse von AMG oder Porsche Cayman S - um nur einige Beispiele zu nennen - stehen für Leistung und neue Tempo-Dimensionen. Dazu kommen aber hohe Anschaffungskosten und vor allem Verbrauchswerte, die dem Fahrer die Tränen in die Augen treiben dürften.
Bei allem Verständnis für den Wunsch der Hersteller, das Angebot für alle Kundenkreise auszubauen - wer kann und will sich Fahrzeuge dieser Art noch leisten? Es ist nicht zu erwarten, dass der Sprit wieder deutlich billiger wird. Deshalb muss alle Kraft darauf verwendet werden, alternative Konzepte zu entwickeln. Wenn die dann auch noch leistungsstark sind, hat vermutlich niemand etwas dagegen.

Artikel vom 15.09.2005