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VW-Haustarif
auf Prüfstand

30 000 Arbeitsplätze sind in Gefahr

Wolfsburg (dpa). Die Diskussion um Arbeitsplätze und Sparpotenziale bei Europas größtem Autobauer VW dauert an. Nach einem Bericht der »Automobilwoche« sind vorrangig an deutschen Standorten 30 000 Arbeitsplätze in Gefahr.

Diese Zahl »halten wir für frei erfunden«, sagte eine Konzernsprecherin. Aber alles stehe auf dem Prüfstand. Betriebsbedingte Kündigungen werde es jedoch nicht geben, dementierte sie einen Bericht des Nachrichtenmagazins »Focus«. Niedersachsens IG Metall-Chef Hartmut Meine forderte gestern ein Ende der Spekulationen über Arbeitsplätze und Haustarifvertrag.
Nach der Reduzierung von »Personalüberhang« in der Fahrzeugmontage will VW-Chef Bernd Pischetsrieder nach dem Bericht der »Automobilwoche« insbesondere die VW-Komponentenwerke auf den Prüfstand stellen. VW-Markenvorstand Wolfgang Bernhard lasse diese Werke in Braunschweig, Hannover und Kassel auf Sparpotenziale analysieren. Es sei nicht auszuschließen, dass etwa die Fertigung von Abgasanlagen und Getrieben im Werk Kassel erheblich reduziert werde, um durch Zukäufe von spezialisierten Lieferanten bessere Einkaufspreise zu erzielen.
Sollten für die betroffenen Standorte »keine signifikanten und nachhaltigen Kostensenkungen« zu realisieren sein, wären nach Einschätzung des Managements bei VW »mittelfristig insgesamt zwischen 25 000 und 30 000 Arbeitsplätze in Gefahr«, berichtet das Branchenblatt.
In den Verhandlungen um die Senkung der Personalkosten wird auch über den Haustarif bei VW nachgedacht. Die Kündigung des Haustarifvertrages allerdings wäre »nur der allerletzte Weg«, sagte Pischetsrieder der »Welt am Sonntag«. In dem Vertrag gebe es »eine Klausel, die sagt, dass wir nachverhandeln können, wenn das wirtschaftliche Umfeld das erforderlich macht«.
Der »Focus« berichtet, dass Pischetsrieder Mitarbeiter aus dem Haustarif herauskaufen wolle. Den betroffenen Beschäftigten sollten Aufhebungsverträge vorgelegt werden. Gegen eine Abschlagszahlung sollten sie dann einen neuen Vertrag zu anderen Konditionen unterschreiben. Täten sie das nicht, erwäge das Management betriebsbedingte Kündigungen. In der jüngsten Mitarbeiterzeitung »Autogramm« hat der Konzernchef bei der Belegschaft erneut für den Sparkurs im Konzern geworben. VW müsse die Personalkosten reduzieren. Der bis 2011 gültige Haustarifvertrag schließe betriebsbedingte Kündigungen aus, betonte Meine.
Unternehmensführung und Betriebsrat verhandeln derzeit über den Bau eines neuen Geländewagens im Stammwerk Wolfsburg. Die Belegschaft soll Zugeständnisse bei den Arbeitskosten machen.

Artikel vom 12.09.2005