12.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Pintos treffliches Argument im
Kampf um einen Stammplatz

1:1 in Stuttgart: »Robbe« rettet in seiner Heimat Arminia das Remis

Von Dirk Schuster
Stuttgart (WB). Ein Tag zum Abheben: Erst hievte Roberto Pinto seine Arminia mit dem Tor zum 1:1 auf Wolke sieben, dann flog ein Handküsschen durch die schwüle Stuttgarter Spätsommerluft. Empfänger: Lebensgefährtin Sandra.
Lass Dich umarmen: Radomir Dalovic (r.) und Roberto Pinto.
Dabei ist der 27-Jährige in Wahrheit doch alles andere als ein Luftikus. Pinto, Arminias Mann des Tages, wahrte auch nach dem für ihn emotionalsten Erlebnis in dieser Saison Bodenhaftung. Ob es Genugtuung für ihn sei, an der alten Wirkungsstätte Daimler-Stadion das Tor für Bielefeld erzielt zu haben, wurde Pinto gefragt. »Nein«, antwortete er, »davon kann keine Rede sein. Es ist einfach ein schönes Gefühl, dass es hier in Stuttgart-Wangen mit einem Treffer geklappt hat«. Ganz bewusst legte Pinto die Betonung auf Stuttgart, nicht etwa auf VfB.
Das hat zwei Gründe: Erstens den, dass »Robbe« nur einen Eckball von der VfB-Arena entfernt, in Stuttgart-Wangen, geboren und aufgewachsen ist und seit der C-Jugend für den schwäbischen Topklub gespielt und mit ihm feine Erfolge gefeiert hat.
Und zweitens, weil viele seiner Familienangehörigen seine Rückkehr ins Daimler-Stadion vor Ort live mitverfolgten. »Eltern, Schwiegereltern, Oma - wirklich die ganze Familie hat zugeschaut.«
Dabei begann die Partie für Pinto wieder einmal auf einer Position, auf der sich Fußballer naturgemäß am falschesten aufgehoben fühlen: auf der Bank. »Ich bin nicht im Winter nach Bielefeld gekommen, um Ersatzspieler zu sein«, sagte er.
Gute Trainingsleistungen, jetzt das Tor - Pinto sammelt Argumente, die Thomas von Heesen davon überzeugen sollen, ihn endlich einmal in der Anfangself zu bringen. Bielefelds Trainer ist Pintos Fleiß nicht entgangen, er sieht, dass einer aus der zweiten in die erste Reihe drängt. »Roberto war eigentlich schon vor zwei Wochen dran. Dann kam ihm der Virus in die Quere«, begründete der Coach, weshalb er bisher stets Sibusiso Zuma auf der rechten Offensivseite den Vorzug gab.
Samstag in Stuttgart durfte Pinto immerhin eine knappe halbe Stunde spielen. »Ich hatte vorher gehofft, von Beginn an dabei sein zu dürfen«, sagte Pinto hinterher. Zuvor beim Heimsieg über Mainz hatte ihn von Heesen erst in der 87. Minute eingewechselt. Drei Minuten genügten Pintos Ansprüchen nicht. Zumal Zuma gegen Ende der Partie körperlich deutlich abgebaut hatte. Pinto: »Darum habe ich den späten Wechsel damals nicht verstanden und das auch klar zum Ausdruck gebracht. Thomas und ich haben uns danach ausgesprochen.«
Dass es zwischen Pinto, der beim 1:1 im »Ländle« übrigens nicht rechts, sondern 27 Minuten lang mit großem Tatendrang links offensiv agierte, und Platzhalter Zuma zwischenmenschlich trotz des Positionskampfes keinerlei Probleme gibt, ließ sich an einer Szene direkt nach dem Abpfiff ablesen: Zuma, zuvor entkräftet ausgewechselt, stürmte schnurstracks auf Pinto zu, hob den 1,70 Meter großen Torschützen auf seine Schultern und dankte ihm für seinen Ausgleichstreffer. Sollte es noch eines Beweises bedurft haben, dass die Arminia-interne Kameradschaft intakt ist - Zuma und Pinto haben ihn hier geliefert.
Pinto wird das natürlich nicht davon abhalten, nach mehr Einsatzzeit zu streben, zumal Trainer von Heesen anmerkte: »Ganz klar, das war für Roberto ein Schritt nach vorn.«
Wie bei anderen Bundesligisten ist es auch bei Arminia üblich, dass am Tag nach dem Spiel die Ersatzleute eine energieraubende Einheit auf dem Kleinfeld nachholen, während die erste Elf entspannt ausläuft. Thomas von Heesen ist sich sicher: »Roberto hat doch auch keine Lust, sonntags immer drei gegen drei zu spielen.«

Artikel vom 12.09.2005