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USA lehnen deutsche Hilfe für Hungernde ab

»Aus Angst vor BSE« - offiziell jetzt 320 Hurrikanopfer

New Orleans (dpa). Die US-Regierung hat es abgelehnt, Essenspakte aus Deutschland für die Hurrikanopfer anzunehmen. Ein Hilfsflug mit 15 Tonnen Lebensmitteln aus Bundeswehr-beständen sei deshalb nicht zu Stande gekommen, sagte ein Sprecher der Bundesregierung.

Das US-Landwirtschaftsministerium habe vorübergehend auch die Verteilung von Notrationen aus anderen Ländern wie Großbritannien und Russland untersagt, berichtet der »Spiegel«. Die US-Regierung habe befürchtet, mit der Militärkost könnte die Rinderseuche BSE eingeschleppt werden. Allerdings seien die deutschen Ein-Mann-Tagesrationen sogar von der NATO als BSE-frei zertifiziert und würden bei gemeinsamen Einsätzen wie in Afghanistan auch von US-Soldaten gegessen. Das bestätigte auch der Regierungssprecher.
Die Zahl der Toten ist möglicherweise geringer als befürchtet. Die offizielle Opferzahl in Louisiana und Mississippi lag gestern bei 320. Helfer bekommen zwei Wochen nach der Hurrikankatastrophe die Lage allmählich in den Griff. So wird das verseuchte Wasser aus dem überfluteten New Orleans jetzt doppelt so schnell abgepumpt wie erwartet - auch dank deutscher Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) aus Ostwestfalen. Die örtlichen Behörden erklärten am Wochenende, sie rechneten damit, dass die überschwemmte Stadt bis Mitte Oktober trocken gelegt werde. 32 der 148 Pumpen in und um New Orleans herum arbeiteten bereits.
Die freiwillige Evakuierung der verbliebenen Einwohner aus New Orleans ging inzwischen weiter. Diejenigen die bleiben wollten, wurden jedoch auch gestern nicht mit Gewalt weggebracht. In einigen Stadtteilen waren Bagger und Raupen im Einsatz, um Trümmer und angeschwemmte Berge stinkenden Mülls zu räumen.
Der umstrittene Leiter der Behörde für Katastrophenmanagement (FEMA), Michael Brown, ist am Wochenende von seiner Aufgabe entbunden worden. Brown wurde von Vizeadmiral Allen von der Küstenwache abgelöst. Brown war für das schleppende Anlaufen der Hilfe und chaotische Zustände bei der Rettung von Opfern verantwortlich gemacht worden.
Dutzende Stars, darunter Paul McCartney, Sheryl Crow und die Rolling Stones, haben sich in der Nacht zum Sonntag mit einem Musikmarathon für die Hurrikan-Opfer im Süden der USA eingesetzt. Die Einnahmen der vierstündigen Benefizshow »ReAct Now: Music & Relief«, die von den Musiksendern MTV und VH1 mit organisiert wurde, sollten dem Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen zugute kommen.
Die Mehrheit der Deutschen will nicht für die Opfer der Flutkatastrophe in den USA spenden. Wie eine repräsentative polis-Umfrage ergab, kommt es für 54 Prozent der Befragten nicht in Frage, die Betroffenen zu unterstützen. Nur 39 Prozent signalisierten Spendenbereitschaft. Als Hauptursache für die Zurückhaltung gaben Experten den Wohlstand der Vereinigten Staaten an. Beim DRK sind bislang 790 000 Euro eingegangen.

Artikel vom 12.09.2005