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Auf den Spuren von Krieg und Frieden

Der »Tag des offenen Denkmals« ermöglicht ungewöhnliche Einblicke


Bielefeld (MiS). Mit einer Grubenlampe ausgestattet nimmt Historiker Michael Veldkamp seine Zuhörer mit auf eine einmalige Tour: Zum »Tag des offenen Denkmals« waren am Sonntag auch die Gewölbe der Sparrenburg zugänglich, die sonst für den Publikumsverkehr gesperrt sind.
Das Interesse ist groß: Rund 60 Menschen wollen am Morgen dabei sein, als Veldkamp seinen Ausflug in die Bielefelder Vergangenheit beginnt. Er berichtet von den Anfängen der Festungsanlage, die bis in das 13. Jahrhundert zurück gehen. Es war Graf Ludwig von Ravensberg, der gegen 1240 mit dem Bau der Burganlage begann, zu deren Füßen kurz zuvor die Siedlung »Biliuelde« gegründet worden war.
»Krieg und Frieden« ist diesmal das Schwerpunktthema des »Tages des offenen Denkmals«. Die Burganlage hat die wechselvolle Geschichte zwischen Krieg und Frieden erlebt. Im 30-jährigen Krieg etwa, als sie bereits zur Festung ausgebaut war, aber nie erobert werden konnte. Inzwischen ist die Feuchtigkeit der größte »Feind« der Burg, die für 7,5 Millionen Euro saniert werden muss.
»Das wird nur mit Spenden gehen«, sagt am Sonntag Bürgermeister Detlef Helling im Burghof zur Eröffnung des Denkmaltages in Bielefeld. 522 Baudenkmäler verzeichnet die Liste der Baudenkmäler in der Stadt. Die Idee, Baudenkmäler einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen, stammt aus Frankreich, wurde 1991 vom Europarat übernommen und 1993 auch in Deutschland eingeführt. Seit dem wird jährlich ein neues Motto ausgegeben.
Dass sich »Krieg und Frieden« in Bielefeld an zahlreichen Stellen auch baugeschichtlich nachvollziehen lassen, offenbart schon die lange Besichtigungsliste, die den Besuchern der einzelnen Veranstaltungen mit an die Hand gegeben wird. Da sind die Schanzen, mit denen der Herzog von Cumberland die Franzosen 1757 im Siebenjährigen Krieg zwischen Lönkert und Galgenheide aufhalten wollte. Da sind die Spuren der alten Stadtbefestigung, die bis heute im Zentrum zu finden sind. Da sind die Industrieanlagen in der Innenstadt, die im Zweiten Weltkrieg das Ziel von Luftangriffen wurden. Oder die Pläne zum Bau der Sennestadt in den 50er Jahren. Auch ihre Entstehung ist letztlich eine Kriegsfolge.

Artikel vom 12.09.2005