13.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Einfach draufgehalten«

Paderborn: Marcel Ndjeng kämpft um sein viertes Tor

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Was macht ein Fußballer, wenn die letzten Sekunden des Spiels laufen? Er versucht den Ball noch einmal möglichst nah vor das Tor des Gegners zu bekommen. Gesagt, getan - Marcel Ndjeng machte am Sonntag nichts anderes, zog aus halblinker Position ab und hatte Glück.

Das Spielgerät zappelte im Ahlener Netz und machte Paderborns späten Sieg im Westfalenderby perfekt. Der dritte Dreier des Neulings in Folge war allerdings ein Gastgeschenk allererster Güte. Zumindest, was die Entstehung des achten Saisontreffers angeht. »Für mich war klar, ich habe die letzte Aktion auf dem Fuß, und ich hatte Glück, dass der Ball noch abgefälscht wurde.« Ndjengs Schilderung war noch die netteste Beschreibung von Stefan Fenglers fatalem Fehlschuss und vielleicht auch ein Versuch des 23-Jährigen, dass ihm auch dieses Tor gut geschrieben wird. »Es war mein Schuss, ich habe den Ball reingebetet«, kämpft Ndjeng den aussichtslosen Kampf um Tor Nummer vier im vierten Spiel. Denn ohne Ahlens Außenverteidiger wäre die Kunststoff-Kugel drei, vier Meter am von Timo Reus gut gehüteten Kasten vorbeigeflogen. Erst das lange Bein des 37-Jährigen machte aus der Nullnummer einen Erfolg, für den sich die 66 Minuten in Unterzahl spielenden Paderborner aber nicht zu rechtfertigen brauchten. »Wir hatten uns das Tor hart erarbeitet, deshalb war Fortuna zurecht auf unserer Seite«, meint Ndjeng.
Den Kölner von Fortuna Düsseldorf, der bereits im Frühjahr vom SCP verpflichtet worden war, überrascht vielmehr der Start in die neue Spielzeit. Neun Punkte nach vier Spieltagen - keine einzige Mannschaft in den 2. Liga hat mehr Zähler gesammelt. Das reicht im Moment für Rang vier, wobei für den Außenstürmer die Platzierung eher eine Randerscheinung ist. »Wir dürfen nicht auf die Tabelle schauen, wir müssen auf unseren Punktestand achten. Und der sagt, dass wir noch 31 Zähler brauchen.« Der Klassenerhalt bleibt das Saisonziel, auch für den sonst so optimistischen Präsidenten Wilfried Finke: »Es macht Spaß, dieser charakterstarken Mannschaft zuzusehen, deshalb bin ich mir sicher, dass sie auch Niederlagen wegstecken wird.«
Das hat sie bereits nach der 0:3-Auftaktpleite in Unterhaching bewiesen, weitere »Prüfungen« dieser Art werden folgen. Für Ndjeng eine Tatsache, die er ganz weit weg schiebt: »Jetzt genießen wir erst einmal den dritten Sieg.« Sprach's und verschwand mit der Familie. Mama Barbara, Vater Alexandré (eigens aus Kamerun angereist) und Bruder Dominique (im Zweitliga-Kader von LR Ahlen) trafen sich in Paderborn, hatten viel Spaß - auch wenn der große Bruder über das späte Tor gar nicht lachen konnte.

Artikel vom 13.09.2005