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Klimke und das Team holen Bronze

Bettina Hoy patzt im Gelände

Blenheim/Oxford (dpa). Ein schwerer Patzer von Bettina Hoy mit ihrem Pferd Ringwood Cockatoo im Gelände und zahlreichen Fehler im Springparcours haben die Olympia-Revanche der deutschen Vielseitigkeitsreiter verhindert.
Durch eine Verweigerung des Vorzeigepaares im Gelände verlor das deutsche Team bei der EM in Blenheim/Oxford die komfortable Führung und musste die Briten und am Ende auch die Franzosen an sich vorbeiziehen lassen. Angesichts des dritten Platzes mit der Mannschaft und dem hervorragenden dritten Rang für Ingrid Klimke im Einzel entsprach die Stimmung im deutschen Lager einem Wechselbad der Gefühle.
Gestern purzelten noch einmal die Stangen. Beim abschließenden Springen sammelten die deutschen Teamreiter reichlich Strafpunkte. Hinter den Briten, die mit 131,6 Strafpunkten zum sechsten Mal in Folge den Titel gewannen, und den Franzosen (170,2) reichte es nur mit Mühe zum dritten Platz (181,9). »Wir hatten ehrgeizige Ziele«, sagte Bundestrainer Hans Melzer, »aber es ist immerhin die erste Team-Medaille seit 1999.«
Die Bilanz rettete vor allem Ingrid Klimke, die nicht zur deutschen Mannschaft gehörte. Die 37-Jährige aus Münster krönte ihre tadellose Leistung mit einem fehlerfreien Springen. »Er ging hier toll«, sagte sie über ihr Pferd Sleep Late, das auch im Gelände ohne Fehler blieb und insgesamt auf 45,2 Punkte kam. Besser waren nur die 24 Jahre alte Enkelin der Queen, Zara Phillips (Großbritannien) mit Toytown (38,0), und William Fox-Pitt (Großbritannien) mit Tamarillo (44,1).
Beim Team lief es schlechter. Nach einem Abwurf von Hoy im Springparcours hatten auch Hinrich Romeike (Nübbel) mit Marius und Anna Warnecke (Osnabrück) mit Twinkle Bee keinen glücklichen Sonntag. Acht Strafpunkte von Romeike und zwölf für die EM-Debütantin verhinderten einen versöhnlichen Abschluss.
Mit Klimke in der Mannschaft hätte es zu Silber gereicht. Doch statt der erfahrenen Reiterin setzte Trainer Hans Melzer auf die Newcomerin Warnecke. »Ingrid hatte durch ihre Verletzung eine lange Pause, und ihr fehlte die Prüfungsroutine«, begründete Melzer.
Der große Traum von der Olympia-Revanche war indes schon am Samstag, am 13. Hindernis des Geländerittes geplatzt. Hoys 14- jähriger Wallach Ringwood Cockatoo verweigerte den Dienst, als er über »Cameron's Cottage« springen sollte. Mit dieser Verweigerung und 33 Sekunden Zeitüberschreitung fiel die bis dahin führende Reiterin weit zurück und setzte ihre Teamkameraden unter Druck.
Nach dem Trauma von Athen, wo sie zwei Goldmedaillen am Grünen Tisch verlor, erlebte Hoy erneut ein sportliches Drama. Wortlos und mit den Tränen kämpfend verschwand die 42-Jährige in den Stallungen. Mit nicht gut verlaufenden Umstellungen im Training, die sie nicht weiter benennen wollte, begründete sie später den Aussetzer ihres Pferdes.

Artikel vom 12.09.2005