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Eigentor beschert Traumstart

Trotz Unterzahl: Paderborn schlägt Ahlen in der Schlussminute mit 1:0

Von Peter Klute
Paderborn (WB). Es war wahrscheinlich die leckerste Tasse Kaffee seines Lebens und schmeckte wie Champagner. »So schön kann Fußball sein«, sagte Präsident Wilfried Finke und strahlte nach dem Paderborner Last-Minute-Sieg im Westfalenderby gegen den LR Ahlen und den dritten Dreier in Folge über das ganze Gesicht.

Zweitliga-Aufsteiger SCP kämpfte 66 Minuten in Unterzahl und wurde durch ein Eigentor von Stefan Fengler Sekunden vor dem Schlusspfiff belohnt.
Es war ein spätes Geschenk an die Gastgeber und eine, wie LR-Coach Frantizek Straka nachher betonte, »harte Strafe« für die Gäste. Doch beides war verdient. »Das war heute ein Charakterspiel«, stellte Finke nach dem ersten Paderborner Sieg gegen den Nachbarn im neunten Anlauf fest. Denn Charakter bewiesen einzig und allein die blau gekleideten Spieler, vor allem, als sie bereits nach 24 Minuten nur noch zu zehnt waren. Roul Brouwers war Nico Patschinski an der Mittellinie von hinten in die Beine gefahren. Bis dahin war die Partie ausgeglichen, Kampf stand im Vordergrund. Wenn es Chancen gab, dann in kurzer Folge. Die erste vergab Marcel Ndjeng, der später Fenglers Eigentor einleitete, als er an Ahlens Keeper Timo Reus scheiterte. Sekunden nach dem Platzverweis hatte Paderborn zwei Mal Glück. Erst rettete Torwart Stephan Loboué gegen Patschinski, beim anschließenden Schuss von Ralf Keidel half ihm der Pfosten. Fünf Minuten vor dem Wechsel parierte Reuß einen Kopfball von Mehmet Dragusha, Sekunden danach klärte Marko Tredrup einen Kopfball von Kapitän René Müller auf der Linie.
Was im zweiten Durchgang folgte, trieb Straka die Zornesröte ins Gesicht: »Das war viel zu wenig und Angstfußball. Ich habe von meiner Mannschaft wesentlich mehr erwartet und bin tief enttäuscht.« Die Ahlener wirkten ideenlos, reagierten trotz Überzahl nur, taten für den ersten Saisonsieg erschreckend wenig und hatten durch Patschinski (Fußabwehr Loboué) lediglich noch eine gefährliche Szene. Paderborn hätte dagegen durch Ndjeng, Müller und ein Beinahe-Eigentor (wieder Fengler) schon früher führen können, bevor Fengler es den Stürmern vormachte, wie sein Torwart zu bezwingen ist und das Hermann Löns-Stadion mit seinem unfreiwilligen Volltreffer unter die Latte in ein Tollhaus verwandelte.
»Wir haben trotz Unterzahl nie die Organisation verloren und dennoch unsere Momente nach vorne gesucht. Solche Siege sind die schönsten, aber der heute war auch verdient«, lobte Luhukay die Seinen. Sein Präsident widmete den bisherigen Saisonerfolg vor allem ihm: »Was Jos Luhukay aus dieser Mannschaft herausholt, ist sensationell. Er vollbringt hier kleine Wunder, ist ein absoluter Glücksfall und wird in spätestens vier Jahren einen Erstliga-Verein trainieren.« Wenn es so weiter geht, ist Paderborn ja vielleicht noch eher im Oberhaus dabei. Doch Möbel-Multi Finke bleibt trotz Traumstarts auf dem Teppich: »Diese neun Punkte sind nur für den Klassenerhalt.«

Artikel vom 12.09.2005