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Reisende zu weit in
die Zukunft »gebeamt«

Stieghorst: Eine »Weltraumrevue« mit Terz in Takt

Von Malte Samtenschnieder
Stieghorst (WB). Auf eine kurzweilige musikalische Reise an den Rand des Universums entführte das Vokalensemble „Terz in Takt“ Freitag und Samstag die Besucher der beiden Aufführungen seiner außergewöhnlichen Weltraumrevue im Freizeitzentrum Stieghorst. .

Für die mit diversen szenischen Elementen angereicherte Hommage an Science-Fiction-Klassiker wie Raumschiff Enterprise und Orion gab es zu Recht viel Applaus. Liebevoll bis ins kleinste Detail hatten die 14 Sängerinnen und neun Sänger ihr 5. abendfüllendes Programm unter der Leitung von Kerstin Harms einstudiert. Wenn auch der gesangliche Vortrag im Mittelpunkt stand, hätte den Gästen ohne die selbstverfassten szenischen Übergänge sicher etwas gefehlt. Denn mit intelligentem Wortwitz ließen die Akteure Weltraumhelden längst vergangener Tage auferstehen, um sie zu Protagonisten eines eigenen modernen Märchens zu machen.
Den roten Faden der »Space-Odyssee« bildete das Aufeinandertreffen zweier Raumschiffsbesatzungen im Jahr 3043. Da sich das Führungs-Trio der Enterprise 800 Jahre zu weit in die Zukunft »gebeamt« hat und nicht aus eigener Kraft zurück findet, helfen ihm die Experten der Orion bei der Suche nach einem Sternentor in die Vergangenheit. Sie werden fündig am Rande des Universums: ausgerechnet in Bielefeld.
So haarsträubend diese Geschichte auch klingen mag. Am Ende machte alles Sinn. Nach allen Regeln der Kunst kosteten die »Terz in Takt«-Sänger im Verlauf des Programms gängige Klischees ums Science-Fiction-Genre aus. Viel Mühe hatten sie etwa in die Konstruktion der Raumschiff-Cockpits investiert. Dafür mussten mit Glühbirnen, Antennen und Sprechmuscheln ausgerüstete Bügelbretter herhalten. Ein Handstaubsauger kam als Bio-Scanner zur Ermittlung der Lebensdaten eines »Humanoiden« zum Einsatz. Lametta-Perücken und Metallfühler gaben zudem einer außerirdischen Tanzstunde das gewisse Etwas, während beim mitreißenden Finale schrill-bunte Tutus und Ponpons auch optisch gute Laune verbreiteten.
Musikalisch hätte Dirigentin Kerstin Harms den Bogen ebenfalls kaum weiter fassen können. Neben a cappella servierten Pop-Songs, spritzigen Vocal-Jazz-Bonbons und sanft-verträumten Schlafliedern ließ sich ihr Chor bei Klassikhits von Lehar und Offenbach von Chihiro Masaki am Klavier begleiten. Für die unkonventionelle aber stimmige Handlung und den lebendigen Gesangsvortrag, getragen von sichtbarer Freude am gemeinsamen Spielen und Musizieren, ernteten alle Mitwirkenden viel Applaus. Dieser wog die aufwändige Vorbereitungsarbeit mehr als auf.

Artikel vom 13.09.2005