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Kenia muss noch viel üben
Elefanten trainieren für die Fußball-Weltmeisterschaft, oder so ähnlich...
Kein Scherz: Elefanten trainieren für die Fußballweltmeisterschaft 2006. Na gut, nicht so ganz vielleicht, aber eine Elefanten-Fußballmannschaft gibt es bereits.
Neun Monate vor der Fußball-Weltmeisterschaft übt Trainer Sonni Frankello mit seinen schwergewichtigen Akteuren vom 1. EFC Platschow Schüsse und Dribblings. Gewichtsmäßig sind Mala, Kenia und Timba ohnehin im Vorteil. Die drei Elefanten bringen etwa zehn Tonnen auf die Waage. Das Trio gehört zum Elefantenhof Platschow an der Grenze Mecklenburgs zu Brandenburg. In dem Ort leben sieben Elefanten und 43 Menschen - und nun auch der 1. Elefanten-Fußballclub.
»Wir wollen die Tiere dazu bringen, ein richtiges Spiel abzuliefern«, erläutert Lilian Kröp- lin, die den Hof zusammen mit dem Dompteur betreibt. Vor sechs Jahren kam die Zirkusfamilie aus Niedersachsen in den Ort, der bereits »Elefantendorf« genannt wird. Eine eigene Fußballmannschaft gibt es bisher nicht, die Platschower drücken jetzt dem 1. Elefanten-Fußballclub die Daumen.
»Das Training ist nicht ganz einfach, weil es dem Verhalten der Dickhäuter eher widerspricht«, erklärt der Trainer. So sind die vier Meter hohen afrikanischen Riesen bisher eher auf sanften Umgang mit Gegenständen und Menschen trainiert. »Plötzlich sollen sie kräftig gegen einen Ball treten, das muss man hart üben«, sagt der 46-Jährige, der mit seinen Tieren europaweit aufgetreten ist.
Dabei ist es bei den Dickhäutern wie im richtigen Fußball: Jeder hat seine Stärken und wer den Nachwuchs pflegt, hat gute Chancen. So ist Timba als Älteste mit 25 Jahren eher auf der Torhüterposition Oliver Kahns zu Hause. Mit dem Rüssel hält die Elefantendame im Tor den Schuss von Mala, die schon als kleiner Elefant dem Leder nachjagte. Oft vergisst Mala jedoch, dass sie Fußball spielt, und hebt geschickt mit dem Rüssel den Ball hoch. Das bringt im Feld die Rote Karte ein.
Die 3300 Kilogramm schwere Kenia tritt dagegen - bisher auf das Kommando »Push« - in Michael-Ballack-Manier mit links oder rechts gegen das Leder, das in ordentlicher Schussgeschwindigkeit auf das Tor zufliegt. »Das hat sie schon als Kind geübt; in dem Alter brauchte man nur einen Ball ins Gehege zu werfen, schon spielte sie damit«, sagt Frankello.
Anders als die Fußball-Profis ernährt sich der 1. EFC Platschow rein vegetarisch, dafür aber in deutlich größeren Mengen. Etwa 450 Kilogramm Heu und Stroh, 300 Kilogramm Kraftfutter und 1500 Liter Wasser braucht die Elefantenfamilie pro Tag, 200 Liter Wasser pro Tier. Auf fünf Tiere soll die Mannschaft aus dem eigenen Bestand noch vergrößert werden.Winfried Wagner

Artikel vom 17.09.2005