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»Trap« tut's weh,
die Leute lachen

VfB-Coach ist Fröhlichkeit vergangen

Von Dirk Schuster
Stuttgart (WB). Wunsch und Wirklichkeit klaffen beim VfB Stuttgart weit auseinander. Nur 1:1 gegen Arminia Bielefeld: Giovanni Trapattoni war das Lachen vergangen. Und dass der Maestro dauernd andere zum Lachen bringt, kann ihn auch nicht wirklich fröhlich machen.

Ohne Zweifel: Pressekonferenzen des ebenso gestenreichen wie worterfinderischen Italieners haben von ihrem Unterhaltungswert nichts eingebüßt. Auch wenn wegen zu hoher Sprachbarrieren viel des Informationsgehalts leider auf der Strecke bleibt.
Bei aller Kritik muss dem VfB-Trainer zu Gute gehalten werden, dass a) auch an einem erfahrenen Titelsammler wie ihm der gewaltige öffentliche Druck nicht spurlos vorbei geht. Und b) er stets darauf bedacht ist, seinen Fragestellern mit größtmöglicher Höflichkeit und ebensolchem Respekt zu begegnen. Beides ist keineswegs selbstverständlich.
Dem Charme des Stuttgarter Trainers - darin liegt eine der vielen Besonderheiten, die Trapattoni umgeben - können sich auch seine größten Kritiker kaum entziehen. Und von denen hat der Maestro trotz kurzer Amtszeit bereits einige im Schwabenland.
Nach dem mageren Unentschieden gegen Arminia, es war erst der dritte Punkt im vierten Spiel, dürften weitere hinzugekommen sein. Trapattoni tun Niederlagen weh, wahrscheinlich schmerzen sie ihn mehr als viele seiner Akteure. »Ich habe meine Stimme verloren dabei, meine Spieler auf ihre Postionen zurückzuholen. Alle sind nur nach vorne gelaufen. Darauf hat Bielefeld gewartet.«
Nein, alles das hat er nicht auf Deutsch, sondern auf Italienisch gesagt und übersetzen lassen. Aber irgendwann, nach der siebten oder achten Frage, warf Trapattoni alle Hemmungen über Bord, ergriff die Initiative und das Mikrofon und ließ sich auf eine handfeste Debatte mit den Journalisten ein.
Zum Schluss einer spektakulären Pressekonferenz kam dann auch noch der Philosoph in »Trap« durch: »Der Wille ist manchmal zu stark, darunter leidet dann die Intelligenz«, warf er seinen Kickern vor. Es ist ihm zu wünschen, dass seine Spieler nicht so dumm sind, ihren Trainer im Regen stehen zu lassen. Er meint es gut mit ihnen. Auch wenn er es manchmal nicht so ausdrücken kann.

Artikel vom 12.09.2005