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Aus Arminis werden »Albanis«

Fußballprofi Fatmir Vata erzählt jungen DSC-Mitgliedern aus der Heimat

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Wie groß ist Albanien? Wie viele Menschen leben dort? Und was essen die Albaner am liebsten? Klar wusste Fatmir Vata auf jede Frage eine Antwort: Er ist Albaner. Gestern erzählte der Arminia Bielefelds Fußballprofi den »Arminis« im VIP-Raum der Schüco-Arena aus seiner Heimat.

Die von-Laer-Stiftung hatte gemeinsam mit Arminia vor rund einem Jahr den »Arminis«-Club ins Leben gerufen. Der Besuch Fatmir Vatas war das Pilotprojekt einer Reihe von Aktivitäten, in deren Genuss nur die »Arminis« kommen. Eineinhalb Stunden hatte sich der 33-Jährige an seinem trainingsfreien Tag Zeit genommen, um den deutschen Kindern, keines von ihnen älter als 13 Jahre, unter dem Motto »Arminis International« das ferne Albanien ein bisschen näher zu bringen. Mit der großen Weltkarte und der albanischen Nationalflagge in seinem Rücken berichtete Vata: »Albanien ist viel kleiner als Deutschland; es hat nur eine Fläche von 30 000 Quadratkilometern. Und es hat nur 3,5 Millionen Einwohner, fast eine Million leben in der Hauptstadt Tirana. Und was wir Albaner essen? Das Nationalgericht ist Fergese, ein Auflauf aus Leber und Schafskäse. Und Koran, ein Fisch.«
Doch der Fußballer erzählte nicht nur von seinem Land, er erzählte auch von sich. Obwohl er und seine Familie - die Vatas haben zwei Söhne - regelmäßig nach Albanien reisen, kann sich der Stürmer gut vorstellen, auch nach dem Ende seiner Karriere in Deutschland zu bleiben. »Meine Kinder haben hier viel bessere Möglichkeiten, sich schulisch und beruflich zu entwickeln.«
Wenn er daheim bei seinen Eltern und Geschwistern vorbeischaut, sei es für ihn eine Selbstverständlichkeit, finanzielle Unterstützung zu leisten. »Ich bin kein Millionär. Aber ich habe auch nicht vergessen, aus welchem Land und aus welchen Verhältnissen ich stamme.« Seine Eltern seien weder arm noch reich gewesen. Und viel wichtiger als Geld, so Vata, sei ohnehin eine gute Bildung. »Darum hat mein Vater immer zu mir gesagt: Fatmir, Fußball ist gut, aber du musst auch in der Schule gut sein. Beides zu können, ist am besten.«
In Albanien sei es allerdings teuer, Kinder zur Schule zu schicken. »Darum gibt es dort viele Analphabeten«, erklärte Conny Weber. Die Sozialpädagogin ist Mitarbeiterin der Familien- und Jugendhilfeeinrichtung der von-Laer-Stiftung und moderierte den Infonachmittag für die 27 Kinder, darunter fünf Mädchen.
100 Kinder sind bereits Mitglied im »Arminis«-Club. »Ich hoffe, Ende der Saison werden es 500 sein«, sagte Stiftungsvorstand Wilfried Lütkemeier. Beim nächsten »Arminis International« stellt Petr Gabriel Tschechien vor.

Artikel vom 09.09.2005