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Kommentar
Neue Strophe im alten Lied

Lügen haben Kürzungs-Beine


Der Bürger hat die Wahl: Soll er die Aufregung um Eichels »Giftliste« und polternde »Betrüger«-Rufe gegen den Kanzler glauben oder als hohles Wahlkampfgedröhn abtun?
Die wegwerfende Geste liegt nahe, wo doch alle den ganzen Wahlkampf satt haben. Aber bei etwas näherer Betrachtung kann sich niemand den Überlegungen der Opposition entziehen. Denn: Es gibt kein Familiensilber mehr, weder Telekom-Anteile noch sonst irgendetwas von Wert. Aber es gibt eine Haushaltslücke, die 30 Milliarden Euro, vermutlich sogar mehr umfasst. Außerdem: »Lücke« heißt heutzutage nicht mehr »Kredit«, sondern meint jene Spanne, die jenseits der höchstmöglichen Neuverschuldung noch klafft.
Kurzum: Was auch immer den pflichtgemäß handelnden (!) Sparkommissaren im Finanzministerium noch einfällt, ob Museumsinsel oder Rentenkürzung, nichts ist mehr unmöglich. Aber alles das, was wirklich an die Subnstanz geht, wird immer wahrscheinlicher.
Es ist das alte Lied von der Staatspleite. Man mag seiner Melodie überdrüssig sein und die jetzt zusammengestellte Giftliste als neueste Strophe nicht hören wollen. Es hilft nichts: Wer so tut, als wenn er ohne Kürzungen weiterregieren könne, der lügt.Reinhard Brockmann

Artikel vom 12.09.2005