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Manchmal hilft
auch schon ein
Milieu-Wechsel

Hautklinik »beackert« großes Feld

Von Sabine Schulze
Bielefeld (WB). Psoriasis ist eine der häufigsten Hautkrankheiten. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung leiden an der so genannten »Schuppenflechte«. Das entspricht etwa 1,6 Millionen Bundesbürgern - »so viele, wie an Diabetes mellitus leiden«, sagt Prof. Dr. Isaak Effendy.

Der Chefarzt der Hautklinik der Städtischen Kliniken, mit Ambulanz und 32-Betten-Station auf der »Rosenhöhe« beheimatet, veranstaltet daher am 24. September eine Fortbildung über Psoriasis. Sie richtet sich an Dermatologen und andere interessierte Ärzte.
»Die Schuppenflechte ist eine genetisch bedingte Erkrankung, die daher nur symptomatisch zu behandeln ist. Wir haben aber heute sehr gute Therapiemöglichkeiten«, betont Effendy. Der Patient kann über einen langen Zeitraum, oft sogar über Jahre, beschwerdefrei sein.
»Bei der Therapie kommen eine Reihe von Mitteln zum Einsatz: von altbekannten Teerpräparaten, Cignolin-Pasten über Lichttherapie bis hin zu den aktuellen Biologicals«, erklärt der Facharzt. Letztere kommen erst zum Einsatz, wenn die konventionelle Behandlung nicht wirkt: Da sie extrem teuer sind, muss die Indikationsstellung streng sein.
Auslöser einer Schuppenflechte können Stress oder Infekte sein. Aber: »In den Tropen gibt es diese Krankheit viel seltener, in den nordischen Ländern um so mehr.« Ganz offenkundig also spielt das Licht eine Rolle - weswegen es wie bei der Neurodermitis, einer chronisch entzündlichen Dermatose, auch zur Therapie eingesetzt wird.
Auch die Neurodermitis-Therapie gehört zu den Leistungen der Hautklinik. Die komplexe Krankheit geht, erklärt Effendy, oft einher mit »Inhalationsallergien« - Überreaktionen gegen die Stoffwechselprodukte der Hausstaubmilbe, gegen Pollen oder Tierhaare sowie auffällig häufig mit einer Allergie gegen Nickel.
Auch wenn sich die Neurodermitis bei Kindern oft mit der Pubertät »verwächst«, ist eine Therapie nötig: Sie muss den Teufelskreis aus Jucken, Kratzen, Hautentzündung, Ruhelosigkeit durchbrechen. Neben »Lichtbädern« finden heute lokale Immunmodulatoren in Form von Salben und Cremes sowie moderne Antihistaminika, die die allergische Reaktion unterdrücken, Anwendung. Bei vielen Patienten kann manchmal auch ein »Milieuwechsel« sehr hilfreich sein. »Eine Theorie sagt, dass unsere guten hygienischen Bedingungen einen Einfluss auf unser Immunsystem ausüben und sie durchaus eine wichtige Rolle beim Auslösen des Neurodermitis-Formenkreises spielen.«
Ein Schwerpunkt von Effendy und seinen Mitarbeitern ist auch die Behandlung von Hauttumoren, deren Häufigkeit in den vergangenen Jahren enorm zugenommen hat. »Es braucht Zeit, bis sie sich entwickeln. Zu uns kommen heute die Patienten jenseits der 60 oder 70, die sich vor 30 oder 40 Jahren am Strand von Rimini gegrillt haben.« Zudem wirkt sich aus, dass die Menschen immer älter werden: »Auch früher waren Bauern oder Seefahrer viel draußen, dem Sonnenlicht ausgesetzt. Aber sie starben wegen der früher niedrigeren Lebenserwartung eben auch jünger, meist noch, bevor sich der Tumor gebildet hatte.«
Der mit Abstand häufigste ist das Basaliom, ein Tumor, der fast nie metastasiert. Deutlich gefährlicher sind Spinaliome und Melanome. »Entscheidend ist nicht ihre Ausdehnung auf der Haut, sondern die Tumordicke. Hat ein Melanom eine Dicke von weniger als einem Millimeter, überleben immerhin 95 Prozent der Patienten die nächsten zehn Jahre.« Da die meisten Hautkrebse nur zufällig entdeckt werden, lautet der Rat des Fachmannes: »Lieber einmal zu viel zum Hautarzt als zu wenig.« Und: So gut Sonne auch tun kann, sollte sie doch in Maßen genossen werden.
Mykosen (Pilzinfektionen), Geschlechtskrankheiten sowie Erkrankungen der Haare und Nägel (als Anhangsgebilde der Haut) gehören ebenfalls zum Arbeitsgebiet der Hautklinik, und nicht zuletzt auch die Diagnostik und Therapie von Allergien. »Was in der Arztpraxis beziehungsweise ambulant nicht einfach durchzuführen ist, wird bei uns stationär gemacht: eine rasche Einleitung der Hyposensibilisierung gegen Insektengifte.« Denn diese Allergien können den Patienten in Sekunden oder Minuten in Lebensgefahr bringen.

Artikel vom 24.09.2005