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Platz zwei macht
Nerius glücklich

World Athletics Final nach Stuttgart

Monte Carlo (dpa). Nach einem Saisonfinale ohne deutsche Siege und Weltrekorde mobilisierten die Leichtathletik-Stars ihre letzten Kräfte beim Salsa-Tanzen und rissen dabei sogar Fürst Albert II mit.

Vor der Gala des Weltverbandes IAAF in Monte Carlo sprach Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch aus, was viele ihrer Kollegen dachten: »Jetzt hab' ich Urlaub, jetzt geht's mir richtig gut.« Die 37-jährige Neubrandenburgerin war beim World Athletics Final wie Speerwerferin Steffi Nerius und Stabhochspringer Tim Lobinger (5,70 m) auf Platz zwei gekommen und zeigte sich wie die meisten froh, dass die mit knapp drei Millionen Dollar dotierte Veranstaltung in den nächsten drei Jahren in Stuttgart stattfindet.
Mit nur etwa 8000 Zuschauern an zwei Tagen und einer lieblosen Präsentation glich das World Athletics Final trotz der Topbesetzung zeitweise einem Provinzsportfest. »In Stuttgart werden wir den Zuschauern sehr viel mehr Spannung bieten können«, versprach IAAF-Vizepräsident Helmut Digel Reformen, um die Wettkämpfe attraktiver zu gestalten.
Eine ganze Reihe von Athleten zeigte noch einmal eine beachtliche Leistung. So musste sich Speerwerferin Steffi Nerius mit der drittbesten Weite ihrer Karriere (66,35 Meter) nur Weltrekordlerin Osleidys Menendez (67,24) geschlagen geben und war »superglücklich«. Dietzsch ließ mit 61,91 Meter Olympiasiegerin Natalja Sadowa aus Russland (63,40) den Vortritt. Für die Urlaubskasse erhielt die Bankangestellte noch 20 000 Dollar Prämie, betonte aber gleich: »Davon bleibt mir nur die Hälfte. Das Finanzamt ist ja auch noch da. Und ich darf gar nicht daran denken, was so ein Fußballer kriegt. Für das Geld ziehen die sich in der Regionalliga nicht mal die Schuhe an.«
Der WM-Dritte Ralf Bartels aus Neubrandenburg wurde im Kugelstoßen mit mäßigen 20,53 Meter Vierter und staunte über Weltmeister Adam Nelson aus den USA, der mit 21,92 glänzte. Der Rostocker Mark Frank überzeugte als Fünfter (81,81 m) mit dem Speer. Ein großer Wurf gelang noch einmal Tero Pitkämäki: Der Finne, der eine WM-Medaille verpasst hatte, kam mit 91,33 Meter bis auf 20 Zentimeter an seine Weltjahresbestweite heran.
Die Ausschüttung einer Weltrekordprämie in Höhe von 100 000 Dollar konnte sich die IAAF sparen. Stabhochspringerin Jelena Isinbajewa scheiterte beim Versuch, ihren am 12. August beim WM-Triumph in Helsinki aufgestellten Weltrekord (5,01 Meter) erneut um einen Zentimeter zu verbessern. Sie musste sich mit der Siegeshöhe von 4,74 Meter sowie 30 000 Dollar zufrieden geben.

Artikel vom 12.09.2005