09.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Interesse an
Bildung wächst

Thalia: Gespräch mit Ulrich Khuon

Hamburg (dpa). Dem Theater in Deutschland bietet sich gegenwärtig eine große Chance. Diese Ansicht vertritt Ulrich Khuon, der Intendant des des Hamburger Thalia-Theaters.
Sieht eine große Chance für das Theater in Deutschland: Ulrich Khuon.Foto: dpa

»In Zeiten, die von Unsicherheiten - ganz gleich, welcher Art - geprägt sind, gewinnt das Theater an Bedeutung«, sagte der Theaterleiter in einem Gespräch. »Ängste und Unsicherheiten treiben Menschen dazu, sich verstärkt Fragen nach dem Sinn zu stellen. Das Interesse an Bildung wächst, die inhaltliche Auseinandersetzung mit Themen wird wichtiger.« Das Schauspiel auf der Bühne sei nie bedeutungslos geworden. »Es musste sich nur gegen Trends behaupten.«
Längst spielten etwa erläuternde Einführungen vor Aufführungen eine größere Rolle als früher. »Die kritische Distanz gegenüber reinen Events hat deutlich zugenommen«, meinte der 54-Jährige. »Die Menschen wollen eine Gemeinschaft und Echtheit spüren.« Die Sehnsucht danach demonstrierten beispielsweise die zehntausende Schaulustigen, die in diesem Sommer das Kreuzfahrtschiff »Queen Mary 2« und der neue A380 in Hamburg anlockten. Auch das Theater biete Gemeinschaft und dazu »echte Menschen«.
Mit seinen Staatstheatern besitzt Deutschland nach Khuons Meinung eine »einzigartige blühende Theaterlandschaft«. Gerade in einer globalisierten Welt sei es wichtig, dieses »Alleinstellungsmerkmal« zu bewahren. »Da besteht ein riesiges Verlustpotenzial, auch deshalb darf die Kultur von der Politik nicht vernachlässigt werden«, forderte Khuon, der auch Generalsekretär der European Theatre Convention (ETC) ist. »Die jetzige Bundesregierung hat die Bedeutung der Kultur erkannt und das Amt des Kulturstaatsministers eingeführt. Um auch weiterhin kulturelle Akzente setzen zu können, ist es wichtig, dass das nicht verloren geht.«
Das Thalia Theater startet am 17. September mit der Uraufführung »Das Versprechen« von Armin Petras nach Friedrich Dürrenmatt in die neue Saison.

Artikel vom 09.09.2005