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Fünf Jahre für
die Nachfolge

Versäumnis verteuert sogar Kredite


Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Zwei von drei Handwerksfirmen, bei denen der Eigentümer bis 2010 in den Ruhestand gehen wird, sind in OWL nicht auf diesen Übergang vorbereitet. Damit ist nach Angaben der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe der Fortbestand von 2000 Betrieben und etwa 20 000 Arbeitsplätzen gefährdet.

Insgesamt bezifferte der Vizepräsident der Kammer, Hans Schmitz, gestern die Zahl der in den nächsten fünf Jahren zur Übernahme anstehenden Betriebe in OWL auf 3000. Landesweit seien es in NRW 88 000.
Schmitz empfiehlt, fünf Jahre vor der Übergabe mit der Vorbereitung zu beginnen. Vier von zehn Handwerksbetrieben regelten die Nachfolge innerhalb der Familie. Für die übrigen 60 Prozent biete die Handwerkskammer unter anderem die Eintragung in eine »Nachfolgebörse« an.
Großes Interesse am Zustandekommen einer Nachfolgeregelung haben auch die Banken. Nach Angaben von Peter Schröer, Direktor der Bielefelder Volksbank, spielt die Frage, ob der Übergang in die nächste Generation geregelt ist, nach den in Basel II festgelegten Ratingkriterien auch bei den Konditionen für Firmendarlehen eine Rolle. Versäumnisse hier würden den Kreditzins um etwa einen Prozentpunkt erhöhen.
Reinhard Eikel, Leiter der Volksbank in Bielefeld-Brackwede, sieht die Genossenschaftsbanken in der Frage des Generationswechsels in einer besonderen Verantwortung. Schließlich seien sie als Selbsthilfe-Organisationen von Mittelständlern gegründet worden. Oft gingen die Vorstellung des Handwerkers und seines Nachfolgers über einen Kaufpreis weit auseinander. Da könne eine neutrale Beratung nur nützen. Für die Gesellschaft lohne sich das Engagement. Die Zahl der Pleiten und damit neuer Arbeitsloser sei bei Neugründern viel höher als bei denen, die einen bestehenden Betrieb übernommen haben
Die OWL-Handwerkskammer und die genannten Volksbanken veranstalten am Nachmittag des 16. September im Hotel »Rütli« in Bielefeld ein »Forum Generationswechsel im Handwerk«. Die Teilnahme ist kostenlos. Weitere Informationen gibt es unter der Rufnummer 0521 5608-444.

Artikel vom 08.09.2005