08.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Freut sich über das neue, behindertengerechte Badezimmer mit Duschsitz: Gabriele Ankewitz.

Schulbauernhof
sagt ein »dickes
Dankeschön«

Neues Badezimmer mit »Social Day«


Von Markus Poch
(Text und Fotos)
Ummeln (mp). Der Ummelner Schulbauernhof an der Umlostraße 54, Deutschlands älteste Einrichtung dieser Art, ist jetzt noch flexibler im Umgang mit behinderten Kindern. Seit den Sommerferien steht dort, integriert in den historischen Deelentrakt, ein nagelneues, geräumiges Badezimmer zur Verfügung, das selbst für Rollstuhlfahrer bequem nutzbar ist.
»Der Löwenanteil der benötigten Gelder, nämlich 7 500 Euro, stammt aus der Aktion "Social Day 2004"«, erklärt Manfred Hofmeister (57), Vorsitzender des Fördervereins. »Deshalb möchte die Belegschaft des Schulbauernhofs allen beteiligten Schülern aus ganz Bielefeld ein dickes "Dankeschön" sagen.« Ein weiteres »Dankeschön« gelte der Bielefelder Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (BGW) und der Firma Blome Badezimmer-Ausstattungen für ebenfalls enorme Geld und Materialspenden.
Der ehemalige Hof Meyer zu Ummeln, der leer stand bevor er zwischen 1983 und 1985 von Schülern und Lehrern der Bodelschwingh-Schule Bethel Instand gesetzt wurde, ist heute eine Anlaufadresse für Schulklassen aus ganz Deutschland. Mehr als 20 000 Kinder und Jugendliche sind dort bisher mit ihren Lehrern zu Gast gewesen. Es kommen etwa 1 000 pro Jahr. »Schüler besuchen uns immer wochenweise«, berichtet Diplombiologin Gabriele Ankewitz. »Sie sollen hier das Leben auf dem Bauernhof kennenlernen und einen Bezug zur Natur entwickeln. Wir können bis zu 28 Kinder unterbringen, die jeden Tag zwei Arbeitseinheiten zugeteilt bekommen.« Gabriele Ankewitz arbeitet im Schulbauernhof mit einer 75-Prozent-Stelle als Koordinatorin, beaufsichtigt drei Zivildienstleistende und drei weitere Personen, die ein freiwilliges ökologisches Jahr ableisten.
Ob es nun darum geht, Hühner, Kaninchen oder Schweine zu füttern, die Schafe zu scheren, Kartoffeln zu pflanzen, zu ernten oder den Stall auszumisten, Brot zu backen oder Holz zu hacken - die Kinder dürfen und sollen überall mithelfen auf dem sieben Hektar großen Wald-, Wiesen-, Acker- und Hofgelände.
Immer häufiger nutzen auch Sonderschulen das tolle Angebot, bei dessen Erleben selbst zurückhaltende, introvertierte Kinder oft geradezu aufblühen. Einen regelmäßigen Kontakt gibt es zwischen der Mamre-Patmos-Schule in Bethel und dem Schulbauernhof: In dieser Woche ist Lehrer Manfred Koch mit sieben Schülern zwischen elf und 13 Jahren der Mittelstufe zwei zu Gast. »In dieser Klasse habe ich zwar keinen Rollstuhlfahrer, aber das neue, ebenerdig befahrbare Bad zu haben, ist eine sehr wichtige Sache und eine erhebliche Verbesserung«, staunt der 49-Jährige. »Da gibt es sogar einen Duschsitz und genügend Platz zum Wenden.«

Artikel vom 08.09.2005