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Ein WM-Spiel
findet in
Bielefeld statt

Behinderte Fußballer auf Titeljagd

Von Matthias Meyer zur Heyde und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Deutschland hat Holland geschlagen. Und auch die Brasilianer. Deutschland ist also spitze im Fußball. Dies gilt zumindest für das Nationalteam der Spieler mit Behinderung, das in genau einem Jahr in der Schüco-Arena um den Weltmeistertitel kickt.

Kaum beachtet von der Öffentlichkeit, tragen behinderte Sportler Ligaspiele aus, werden gesichtet und Nationaltrainer Willi Breuer gemeldet. So wie Maik Paternuga. Der 23-Jährige aus dem Erzgebirge kam 2002 nach Bethel, um eine Lehre zum Werkzeugmaschinenspaner zu machen. »Im Dezember findet die Abschlussprüfung statt, aber trotz meines Acht-Stunden-Tages dürfte ich genügend Zeit haben, Fitness und Kondition zu verbessern«, sagt der defensive Mittelfeldmann, der vor einem Dreivierteljahr den Sprung in Breuers Elitekader schaffte.
»Meine Stärken liegen in der Absicherung nach hinten und im Spielaufbau«, erklärt Paternuga, der nach zwei Bänderanrissen weiß, dass nicht nur Stürmer dorthin gehen, wo's wehtut. »Anfangs haben mich die Gegenspieler machen lassen, aber wenn ich jetzt am Ball bin, nehmen mich gleich zwei in die Zange.«
Dass Paternuga Nationalspieler wurde, ist auch Landestrainer Erwin Mischkin Herbrügger zu danken. Der Bewegungs- und Sporttherapeut ist beim Berufsbildungswerk Bethel für das Fußballressort zuständig und hält große Stücke auf seinen Schützling.
Als der 13-jährige Islam aus Lemgo, der gestern zu Besuch in Bielefeld weilte, den Informationsstand am Spindelbrunnen entdeckte, stand fest: »Ich möchte ein Autogramm von Paternuga.« Er bekam es, und als Crack, der den Ball mit zehn Kicks in der Luft hielt, gewann er das Logo der Behinderten-WM (26. August bis 17. September 2006) in Form einer Anstecknadel: »Schön, oder?«
Sehr schön. Genauso toll ist die Nachricht, die Günther Hammer, Vorsitzender der Behindertensportgemeinschaft Lebenshilfe, kundtat: »Am 7. September trägt die Nationalelf ein Gruppenspiel in Bielefeld aus.« Koordinator Hammer hofft, dass ihm der DSC Arminia die Stadionmiete erlässt.
Und dass viele Zuschauer die 16 Teams spielen sehen wollen. Bei dem seit 1994 ausgetragenen Turnier wurde die Truppe zunächst Siebter, 1998 Dritter und 2002 Vierter. »Im Mai haben wir mit Holland den amtierenden Europameister und Vizeweltmeister - hinter Polen - geschlagen. Wovor sollen wir uns also fürchten?«, fragt Paternuga.
Auf CD gibt es die WM-Hymne »There is a Dream«, gesungen von Safiye. Ihre Botschaft: »Alles schafft man, wenn man will.« Aber Unterstützung tut not; wer aktiv werden möchte, meldet sich telefonisch unter 05 21 / 44 70 80 bei der Lebenshilfe.

Artikel vom 08.09.2005