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Wende bei der
Kirchensteuer

Einnahmen sollen wieder steigen

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld/Paderborn (WB). Die Kirchensteuereinnahmen sollen im nächsten Jahr wieder steigen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IWD) in Köln schätzt, dass die katholische wie die evangelische Kirche ein Plus von drei Prozent verbuchen können.

Da die Kirchensteuer von der Einkommenssteuer abhängt, seien bei den 28 katholischen Bistümern im nächsten Jahr Mehreinnahmen von knapp 120 Millionen Euro zu erwarten, sagte Professor Winfried Fuest vom Institut der deutschen Wirtschaft dieser Zeitung. Diese Rechnung gehe auf die jüngste amtliche Steuerschätzung zurück, die von einem Einkommenssteuerplus ausgeht. Bei den evangelischen Landeskirchen zeichne sich eine ähnliche Entwicklung ab, sagte Fuest.
Allein die Diözesen hätten von 2000 bis 2005 Verluste bei der Kirchensteuer von fast 13 Prozent verkraften müssen, betonte Fuest. Das IWD schätzt, dass das Kirchensteueraufkommen der katholischen Kirche in diesem Jahr nochmals um 1,9 Prozent auf 3,95 Milliarden Euro zurückgeht. bevor es 2006 auf 4,069 Milliarden Euro steigt. Den stärksten Rückgang hatte es um 7,6 Prozent im Jahr 2004 gegeben.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte 2004 ebenfalls den höchsten Rückgang bei der Kirchensteuer seit 1991 zu verzeichnen. Die Brutto-Kirchensteuereinnahmen betrugen 3,792 Milliarden Euro. Im Vergleich zu 2003 ein Rückgang um 8,3 Prozent. Zu einem möglichen Anstieg der Kirchensteuer wollte sich die EKD gestern mit Hinweis auf die bevorstehende Bundestagswahl nicht äußern.
Die Steuerkommission des Verbandes der Diözesen mit Sitz in Münster ist nicht so optimistisch wie das Institut der deutschen Wirtschaft. »Wir gehen aber davon aus, dass 2006 die Einnahmen nicht weiter absacken«, sagte Geschäftsführer Elmar Niklas dieser Zeitung. Es werde zu einer Stagnation, zu einer »schwarzen Null« kommen. Für 2005 rechnet Niklas zunächst mit einem Rückgang von drei Prozent.
Das Erzbistum Paderborn erwartet die »schwarze Null« bereits für 2005. Wie 2004 werde mit Kirchensteuereinnahmen von 235 Millionen Euro gerechnet, sagte Bistumssprecher Ägidius Engel. Die gleiche Zahl gelte auch für 2006. Die Zahlen seien aber mit Vorsicht zu betrachten, da noch keine durchgreifende Entwicklung am Arbeitsmarkt erkennbar sei und weiter Arbeitsplätze abgebaut würden.
Mit einem weiteren Rückgang der Kirchensteuer rechnen die viertgrößte der 23 Landeskirchen, die evangelische Landeskirche von Westfalen und die kleine lippische Landeskirche. 2005 werden in Westfalen 385 Millionen erwartet und im nächsten Jahr 375 Millionen, sagte Sprecher Andreas Duderstedt. Lippe rechne in diesem Jahr mit 28 Millionen Euro und 2006 mit 27,5 Millionen Euro Kirchensteuer, sagte Kirchenrat Dr. Arno Schilberg. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 08.09.2005