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Zwangsräumung von New Orleans geplant

Militär stellt sich gegen Anordnung des Bürgermeisters

New Orleans (dpa). Angesichts der wachsenden Seuchengefahr in New Orleans hat sich Bürgermeister Ray Nagin zu einem drastischen Schritt entschlossen. Er ordnete die Zwangsräumung der Stadt an, in der noch 10 000 Menschen vermutet werden.
Mit riesigen Pumpen wird New Orleans trockengelegt.

Danach sollten alle, die nicht an Hilfs- und Begungsaktionen beteiligt sind, notfalls auch gegen ihren Willen entfernt werden - »ob sie gehen wollen oder nicht«. Das Militär lehnte das aber ab: Es werde sich an einer solchen Zwangsevakuierung nicht beteiligen, sagte der zuständige General.
Der Wasserspiegel in der Stadt sank weiter, zugleich wuchs die Furcht vor Erkrankungen, nachdem im verdreckten Flutwasser gefährliche Kolibakterien entdeckt worden waren. Mehrere hundert Menschen erkrankten bereits an einer Magen- und Darminfektion. Die Gesundheitsbehörde CDC in Atlanta bestätigte den Tod von fünf Menschen, die sich mit normalerweise eher harmloseren koli-ähnlichen Bakterien infiziert hatten.
Allerdings kämen solche Fälle in der Region häufiger vor und hätten daher nicht zwangsläufig etwas mit dem Hurrikan zu tun, sagte die CDC-Direktorin. Sie fügte hinzu, ihre Behörde sei derzeit mehr über mögliche giftige Chemikalien im Wasser besorgter als über einen möglichen Ausbruch von Cholera.
In der Anordnung des Bürgermeisters hieß es, Polizisten, Feuerwehr, Nationalgarde und Armeeangehörige seien »angehalten und autorisiert, die Entfernung aller Personen aus der Stadt zu erzwingen, unabhängig davon ob sie sich auf Privatgrundstücken aufhalten oder den Wunsch äußern, dort zu bleiben«. General Honore, der die militärischen Hilfsmaßnahmen koordiniert, sagte, die Armee werde sich nicht an einer gewaltsamen Entfernung von Bürgern beteiligen und sie auch nicht aus ihren Häusern »heraushungern«. Wenn Soldaten auf Menschen stießen, die bleiben wollten und Wasser und Essen benötigten, dann würden diese auch damit versorgt.
Ein Symbol der Flüchtlingskatastrophe, der Superdome in New Orleans, wird vermutlich abgerissen. Die Zufluchtstätte für bis zu 30 000 Menschen war durch Hurrikan »Katrina« schwerer beschädigt worden als angenommen.
Die internationale Unterstützung läuft auf Hochtouren. Deutschland bot den USA an, Identifizierungsexperten des Bundeskriminalamts in das Katastrophengebiet zu schicken.

Artikel vom 08.09.2005