08.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Hochhaus-Brand: Nicole (8)
übt sich als Lebensretterin

Überall angeklingelt - 75-Jährige außer Lebensgefahr

Bielefeld (gge/mm). Dass beim Wohnungsbrand im 6. Stock des Hochhauses an der Kopernikusstraße 48 vergangenen Dienstagabend (wir berichteten gestern) die meisten Bewohner unversehrt blieben, ist nicht zuletzt einem achtjährigen Mädchen zu verdanken. Nicole Meyer hatte die Mitbewohner alarmiert.

»Sie hat überall angeklingelt, bevor wir selbst das Haus verlassen haben«, berichtet Mutter Angelika (31), die mit Wascheimer und Putzlappen gestern die Spuren des Brandes wie des Feuerwehreinsatzes vor ihrer Tür beseitigte. »In unserer Wohnung ist alles okay«, freute sich die Alleinerziehende darüber, dass sie Dienstag gegen 22 Uhr bereits wieder in ihre Wohnung im 5. Stock zurück durfte.
Nach den Ermittlungen der Polizei ist der Brand in der 6. Etage entweder auf einen technischen Defekt oder fahrlässiges Handeln zurückzuführen. Heute wird ein unabhängiger Brandsachverständiger die Wohnung von Masseni D. (25) begutachten. Dort war das Feuer gegen 19 Uhr ausgebrochen. Eine halbe Stunde später evakuierte die Feuerwehr das siebenstöckige Gebäude. Die 79-jährige Paula J. wurde mit schwerer Rauchvergiftung ins Johanneskrankenhaus gebracht. Sie schwebt nach Polizeiangaben nicht mehr in Lebensgefahr. Zur Erstversorgung der Menschen ohne momentanes Obdach dienten Dienstagabend ein Omnibus und ein Betreuungszelt, das die Rettungskräfte errichteten. Gegen 22 Uhr konnte der Großteil der Mieter in ihre Wohnungen zurückkehren.
Lediglich vier Unterkünfte sind nach Angaben der Bielefelder Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (BGW) vorübergehend nicht mehr nutzbar. Es sind dies jene von Masseni D., einer Mieterin aus Mali, deren zweijährige Tochter und Freund ins Krankenhaus kamen, die der Rentnerin Paula J. sowie des Paares Vanessa Sch. und Arbudu Abibi S. in der 5. Etage, die bei Bekannten untergekommen sind. Die vierte Wohnung, die aufgrund von Wasserschäden unbewohnbar geworden ist, stand ohnehin leer.
BGW-Prokurist Karl-Heinz Plischke bestätigte die Gesamt-Schadenshöhe von 200000 Euro. Arbeiten sind notwendig auch an der Fassade und im gesamten Treppenhaus. Zudem müssen Türen ersetzt werden, die von der Feuerwehr eingetreten worden waren, weil auf Klingelzeichen niemand öffnete. Bis Oktober will die BGW alle 11300 Mietwohnungen mit Rauchmeldern, wie sie an der Kopernikusstraße vorhanden sind, ausstatten.

Artikel vom 08.09.2005