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Kommentare
Putins Blitzbesuch

Auf der Berliner Bühne


Wie viele Fallstricke und Wahlkampfmanöver waren in diesen Blitzbesuch des roten Kremlherrn hineingeheimnisst worden? Wie sehr war befürchtet worden, die Sache gehe zum Vorteil von Gerhard Schröder und zum Schaden von Angela Merkel über die Berliner Bühne?
Dabei ist dem aufgeklärten Wähler doch völlig bewusst, was gespielt wird. Jeder weiß, dass Wladimir und Gerhard dicke Freunde sind und der Russe natürlich dessen Wiederwahl wünschen muss. Kaum vorstellbar, dass auch Angela Merkel den Herrscher über Tschetschenien und Teile der Justiz einen »lupenreinen Demokraten« nennen würde.
Merkel musste gestern nicht einmal auch nur einen Deut von Attacke fahren. Es genügte, dass sie höflich und bescheiden in der Russischen Botschaft unter den Linden in Berlin vorsprach. Mit welchen Gefühlen Deutsche bis 1989 auf die alte Trutzburg sahen, weiß jeder.
Es gibt keine Illusionen im Verhältnis zwischen den beiden, die jeweils des anderen Sprache sprechen und dessen Herkunft nur zu gut kennen.
Merkel hat wie Schröder das Gas-Geschäft begrüßt, es gegen die Kritik aus Polen und vom Baltikum verteidigt und außenpolitisch Kontur gezeigt. Was will sie mehr?
Reinhard Brockmann

Artikel vom 09.09.2005