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Letzte Ruhestätte

Dauergrabpflege zunehmend gefragt


Für eine würdevolle letzte Ruhestätte geben die Bundesbürger pro Jahr 1,6 Milliarden Euro aus, Tendenz steigend. »Wir verzeichnen seit etwa vier Jahren ein Wachstum von etwa drei Prozent«, sagt Josef F. Terfrüchte, Sprecher des Bundes deutscher Friedhofsgärtner in Bonn. Für Dauergrabpflege gebe es derzeit 250 000 Verträge mit einer durchschnittlichen Laufzeit von 16 Jahren. Angesichts der 35 Millionen Grabstätten auf 32 000 Friedhöfen rechnet die Branche mit einer weiteren Zunahme. 86 Prozent der Gräber sind mit Blumen geschmückt.
Wer den Angehörigen die Pflege seiner letzten Ruhestätte nicht zumuten möchte oder die Kosten für Grabpflege scheut, für den gibt es eine Alternative: In Bestattungswäldern wird die Asche des Verstorbenen im Wurzelwerk eines Baumes vergraben. Ein »FriedWald« ist für jeden frei zugänglich.
Diese neue Bestattungsart dokumentiert nach Meinung der Geschäftsführerin des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur, Kerstin Gernig, den Wandel in der Gesellschaft. »Die Vereinzelung der Menschen nimmt zu.« Die klassischen Familienstrukturen lösten sich zunehmend auf, auch weil man häufig weit voneinander entfernt lebe.
Die Tendenz zur Vereinzelung stellt auch die Kirchen vor neue Herausforderungen. »Es gibt eine Sehnsucht, sich mit dem Ende des Lebens zu versöhnen und es nicht beiseite zu schieben«, sagt Hermann Wischmann, Landeskirchenrat in Köln. Individuellere Betreuung nicht erst bei der Bestattung, sondern schon beim Abschiednehmen hält der evangelische Theologe für wichtig.
Doch auch die Bestatter sehen hier ihre Aufgabe: »Heute wird bei einem Todesfall in der Familie nicht mehr als erster der Pfarrer, sondern der Bestatter angerufen«, schildert Gernig. Seit August 2003 gibt es daher den Ausbildungsberuf »Bestattungsfachkraft«. Ein Bestatter müsse nicht nur Vorschriften kennen, sondern auch mit Riten und Gebräuchen vertraut sein. Außerdem erhalten angehende Bestatter Einführungen in Psychologie, um trauernde Angehörige besser betreuen zu können.

Artikel vom 29.10.2005