29.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zeitlose Formen
setzen Zeichen

Das Grabmal mit Bedacht wählen

Das Erscheinungsbild eines Friedhofs wird bestimmt durch die Aneinanderreihung der einzelnen Grabmale. Modische Strömungen sind, weil relativ kurzlebig, für Grabmale, die über Jahrzehnte Bestand haben, ungeeignet.
Stelen bekunden in ihrer aufrechten Gestalt die Mahnung, die Würde des Grabes nicht zu verletzen.
Zu den zeitlosen Formen dagegen zählen die Stele, das Kreuz, die kubische Form, die liegende Grabplatte, der Namensstein und die Grabskulptur.
Stelen sind ihrem antiken Vorbild gemäß aufrecht- und frei stehende Steine von schlanker, hoher Gestalt. Sie sind gestalterisch gut zu bewältigen und fügen sich aufgrund ihrer relativ geringen Masse gut in die Umgebung ein. Ruft man sich in Erinnerung, dass Stelen häufig als Grenzsteine zwischen zwei Ländern verwendet wurden (Grenzpfähle), kann in ihnen auch eine symbolische Grenzmarkierung zwischen Leben und Tod gesehen werden. Die Stele ist demzufolge eine Grabmalform, deren vielseitige und aussagekräftige Ikonographie besonders geschätzt wird.
Unter kubischen Grabmalformen (lat.: Kubus, der Würfel) versteht man solche, deren Querschnitt annähernd ein Quadrat bildet. Dies können würfelähnliche Grabsteine oder aus dem Grundmuster des Würfels entwickelte Formen bis hin zur hochaufragenden Stele sein. Die kubische Form fordert geradezu eine allseitige Bearbeitung heraus, da alle vier Seitenflächen etwa gleich groß sind. Diese Grabmalform eignet sich für ein- und mehrstellige Gräber. Werden alle vier Seiten des Kubus bearbeitet, braucht das Grabmal genügend Freiraum um sich herum, um die Betrachtung aller Seiten zu ermöglichen. Mit der kubischen Form verwandt ist die Säule, deren Querschnitt einen Kreis beschreibt.
Das Kreuz ist nach wie vor das meist gebrauchte Symbol in der Grabmalgestaltung. Da es das christliche Symbol schlechthin ist, sollte es ausschließlich aus Überzeugung gewählt werden.
Größe, Form und Inhalt des Grabmals stehen in einer engen Wechselbeziehung zu der Art der Grabstätte. Erdbestattungsgräber verlangen nach einer Aufstellung des Grabmals am Kopfende, während man für Urnengräber sinnvollerweise ein zentrales Grabzeichen auf der Mitte der Grabfläche wählt. Da Urnengräber kleiner sind, wird man die Größe des Grabmales auch entsprechend kleiner wählen. Hier bieten sich zum Beispiel ein liegendes Grabzeichen, ein Würfel oder eine kubische Form an. Das Erdbestattungsgrab verlangt dagegen eher nach einem aufrecht stehenden Grabmal.
Abhängig ist die Gestalt eines Grabmals auch davon, ob es ein Einzelgrab (Reihengrab) oder ein ein- bzw. mehrstelliges Wahlgrab (Familiengrab) kennzeichnet. Bei einem mehrstelligen Wahlgrab wird man darauf achten, dass das Grabmal nicht zu sehr auf eine Person bezogen ist, sondern auf die Familie.

Artikel vom 29.10.2005