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Mit »Lotti« begann die Sammelleidenschaft

Ausstellung »Historische Puppen aus der Zeit von 1870 bis 1930« im Museumshof Senne


Von Annemargret Ohlig
(Text und Foto)
Senne (WB). Als Erste kam 1969 »Lotti« ins Haus, mit blondem Haar und trotz ihres fortgeschrittenen Alters immer noch äußerst niedlich. »Lotti« blieb nicht lange allein. Nahezu 300 große und kleine »Geschwister« aus aller Welt - manche sogar nur wenige Zentimeter winzig - gesellten sich in den vergangenen 35 Jahren zu der wahrscheinlich 1912 im thüringischen Waltershausen »geborenen« jungen Dame.
»Lotti«, mit der damals eine junge Bielefelderin ihre 34-jährige Schwester bedachte, löste zuerst Freude und dann eine besondere Vorliebe bei der so Beschenkten aus: die Sammelleidenschaft für historische Puppen. Mehr als 200 dieser aparten Sammlerstücke aus der Zeit von 1870 bis 1930 sind vom kommenden Samstag an, 10. September, bis zum 1. April 2006 im Handwerkerhaus und im Backspeicher auf dem Museumshof Senne, Buschkampstraße 75, in einer Ausstellung zu sehen.
Ob wachsgesichtig oder aus Biskuit-Porzellan, ob Pappmaché oder Zelluloid, ob Lederbalg oder Gliederkörper, ob Mode- oder Trachtenpuppe - die ganze Puppen-Vielfalt, die damals nur in seltenen Fällen als echtes Spielzeug benutzt werden durfte, ist hier präsent.
Christa Hüser knüpft mit dieser neuen Ausstellung wieder an eine Tradition im Museumshof Senne an, die vor knapp zwei Jahrzehnten erfolgreich begann. Der enorme Aufwand, den Ausstellungen mit ungewöhnlichen Exponaten erfordern, hatten jedoch in der jüngsten Vergangenheit zu großen Lücken in der Veranstaltungsabfolge geführt.
Mit den »Historischen Puppen« will Christa Hüser jetzt wieder an die Ausstellungstradition anknüpfen. Entsprechend sorgfältig sind nicht nur die Exponate, sondern auch die Informationen zu den liebenswerten Sammlerstücken ausgewählt worden. Ältestes Stück ist eine Puppe mit einem Vollwachskopf und -Oberkörper, die wahrscheinlich um 1850/60 in England hergestellt wurde.
»So wurden vor 150 Jahren die kleinen Mädchen auch angekleidet«, sagt Christa Hüser, und präsentiert das zarte Geschöpf, das noch die Originalkleidung trägt. »Selbst die Unterwäsche wurde in sorgfältigster Handarbeit angefertigt. Und das zarte rötlich-blonde Haar aus Mohair ist in kleinen Büscheln von sechs bis sieben Haaren mit einer heißen Nadel direkt in das Wachs des Kopfes eingearbeitet worden.«
Besonderheiten sind auch die so genannten Modepuppen, die die neuesten Pariser Kreationen trugen und dann als »Models« in alle Welt verschickt wurden. Mit ihren kleinen Biskuitporzellan-Gesichtern und den überaus schmalen Taillen könne man diese Modepuppen fast als Vorläuferinnen der »Barbie-Puppen« sehen, meint Christa Hüser amüsiert.
Woher sie dieses alles weiß? Die Puppen-Expertin aus Bielefeld hat über jedes ihrer Sammelstücke intensive Recherchen in der Fachliteratur und bei weiteren Experten angestellt. Die Ergebnisse und »Lebensläufe« jeder Puppe hat sie dann in Tagebuchaufzeichnungen dokumentiert. Auch diese »Tagebücher« sind in der Ausstellung im Museumshof Senne zu sehen.
l Die Ausstellung ist mittwochs, freitags und samstags, jeweils von 14 bis 18 Uhr. geöffnet. Im November zusätzlich sonntags.

Artikel vom 08.09.2005