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Nur selten ist es die Elektronik

Immer mehr Rückrufaktionen bei Automobilherstellern -ĂŠAusnahme Lada

Von Frank Heidmann
Stuttgart (dpa). Gestresste Autobesitzer, unfreiwillige Werkstattaufenthalte, milliardenschwere Kosten für Autobauer und Zulieferer und massive Imageschäden - Rückrufe stellen eine zunehmende Belastung der Beziehungen zwischen Käufern und Autobauern dar.

Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) stieg die Zahl der Rückrufe in Deutschland im vergangenen Jahr um 41 Prozent auf 1,4 Millionen. Und nach Expertenschätzung werden es noch mehr, denn die steigende Modell- und Variantenvielfalt erhöht die Rückruf-Häufigkeit, glaubt B&D-Forecast in Leverkusen. In der Analyse des Prognose-Instituts liegt mit Mazda ein japanischer Hersteller mit elf Rückrufen in Deutschland im Zeitraum von Juni 2003 bis Juni 2005 an erster Stelle.
In der Pannenstatistik des ADAC steht Mazda allerdings seit zwei Jahren auf Platz 1. Dies ist nur scheinbar ein Widerspruch - Pannen im automobilen Alltag und Rückrufe des Herstellers, um einen häufig von den meisten Kunden noch gar nicht bemerkten Fehler auszubügeln, sind eben zwei paar Schuhe. Nach Mazda rangieren in der Rückrufliste übrigens BMW und Renault auf Platz zwei (jeweils neun), gefolgt von Mercedes-Benz (acht).
Der Automobilforscher Prof. Ferdinand Dudenhöffer ist der Meinung, dass Rückrufe zwar eine hohe negative Öffentlichkeitswirkung haben. »Aber über die Qualität der Fahrzeuge sind sie nur beschränkt aussagekräftig.« Dies wird vielleicht auch daraus deutlich, dass etwa die russische Marke Lada im Untersuchungszeitraum von B&D Forecast keinen Rückruf hatte, der unbestrittene Qualitätsweltmeister Toyota aber fünf. Wie es in der Analyse heißt, sind es übrigens überwiegend mechanische Mängel (65 Prozent), die zu Rückrufen führen. Die vielgescholtene Elektronik/Elektrik macht dagegen bislang »nur« ein Drittel der Rückrufe aus - Tendenz allerdings steigend.
Weil zu mehr als 80 Prozent Zulieferer-Teile betroffen sind, fordern Experten eine Verbesserung des Qualitätsmanagements. Nachdem Mercedes-Benz im März eine Rückruf-Aktion für 1,3 Millionen Autos publik machte und zuvor BMW Opfer eines Dieselpumpenproblems von Bosch geworden war, machte sich die Konzerne daran, die Prozesse gemeinsam mit den Zulieferern zu verbessern. Denn ein Rückruf kostet viel Geld. Zählt man die Rückrufe zusammen, summieren sich die Beträge schnell auf Milliarden.

Artikel vom 07.09.2005