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Es musste schon öfter nachgewählt werden

Meist völlig unspektakuläre Verzögerungen


Hamburg (dpa). Bereits mehrmals in der Geschichte der Bundesrepublik gab es Nachwahlen, ohne dass sich die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag noch entscheidend verändert hätten:
1961 musste im Wahlkreis 151 (Cochem) in Rheinland-Pfalz eine Nachwahl angesetzt werden, weil der Direktkandidat der SPD kurz vor dem Wahltag, 17. September, gestorben war. Zwei Wochen später, am 1. Oktober, setzte sich der CDU-Kandidat Paul Gibbert gegen seine Kontrahenten durch und gewann das Direktmandat.
1965 standen erst am 3. Oktober, zwei Wochen nach der Wahl am 19. September, die beiden letzten Wahlkreisabgeordneten fest: Im Obertaunuskreis (Wahlkreis 135) wurde der Unions-Kandidat und spätere CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep direkt gewählt, im Wahlkreis Schweinfurt (236) der CSU-Bewerber Max Schulze-Vorberg. Die Nachwahlen waren notwendig geworden, weil im Wahlkreis Schweinfurt der Kandidat der Friedensunion kurz vor der Wahl gestorben war. Im Obertaunuskreis hatte der Bewerber der Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher Selbstmord verübt.
1987 stand das amtliche Endergebnis eine Woche nach dem eigentlichen Wahltermin, 25. Januar, fest. 1000 Wahlberechtigte eines Stimmbezirks im hessischen Walldorf mussten am 1. Februar noch einmal wählen, weil eine Wahlurne von maskierten Unbekannten zerstört worden war.
Auch 2002 gab es - formal gesehen - zwei Nachwahlen: in Passau und Zollernalb-Sigmaringen. Diese gingen jedoch geräuschlos über die Bühne, weil sie rechtzeitig angesetzt wurden und deshalb am eigentlichen Wahltag selbst, dem 22. September, gewählt werden konnte. In Passau war zuvor der PDS-Direktkandidat bei einem Autounfall ums Leben gekommen, in Sigmaringen der CDU-Bewerber gestorben.

Artikel vom 09.09.2005