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»Es geht um unsere Zukunft«

Erstwähler diskutieren mit den Bielefelder Direktkandidaten

Von Caroline Carls
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). Im fünften Stock des Carl-Severing-Berufskollegs für Wirtschaft und Verwaltung ist Gemurmel und vereinzeltes Gelächter zu hören. Rund 200 Oberstufenschüler des Wirtschaftsgymnasiums warten mit einer Mischung aus Neugierde und dem Gefühl, auch von Politikern endlich ernstgenommen zu werden, auf das Eintreffen der fünf Direktkandidaten aus Bielefeld.

Lena Strothmann (CDU), Rainer Wend (SPD), stellvertretend für Britta Haßelmann der Kandidat aus dem Kreis Gütersloh, Marcel Raschke (Bündnis 90/Die Grünen), Bodo Ungerechts (FDP) und Brigitte Stelze (Linkspartei) treffen pünktlich um neun Uhr ein und nehmen sich zwei Stunden Zeit, um die Fragen der Schüler zu beantworten.
Wie können die Hochschulen zukunftsfähig bleiben? Wie sollen die Haushaltslöcher gestopft werden? Wie können Arbeitsplätze geschaffen werden? Das sind Fragen von jungen Menschen, deren Stimmen zum ersten Mal zählen.
»Ich interessiere mich für Politik«, sagt Gregor Duda. »Besonders jetzt, da auch meine eigene Stimme bei der Wahl entscheidet.« Der 18-jährige Schüler ist einer der 9350 Erstwähler in Bielefeld. Dass jungen Menschen häufig unterstellt wird, sie interessierten sich nicht für gesellschaftliche Probleme, stimmt nur selten mit der Realität überein. Im Gegenteil: Gerade die Erstwähler sind diejenigen, die eine mögliche Identifikationsfläche mit einer Partei erst noch finden müssen und sich aus diesem Grund mit den Parteiprogrammen befassen.
»Man kann es sich einfach nicht leisten, sich nicht zu interessieren«, betont auch Sarah Edler. Die 17-Jährige darf dieses Jahr zwar noch nicht wählen, sie erkennt jedoch die Notwendigkeit, sich intensiv mit den Parteien auseinanderzusetzen. »Es geht doch um unsere Zukunft.«
Während der Podiumsdiskussion stehen daher die Themen Zukunftsfähigkeit Deutschlands, Arbeitsmarkt, Bildungspolitik und Steuerpolitik im Mittelpunkt. »Viel Neues habe ich zwar nicht erfahren«, sagt Gregor Duda nach der Debatte. »Aber man hat einen Eindruck von den Kandidaten erhalten können.« Das sei informativ gewesen, selbst wenn manche Fragen nicht beantwortet wurden, findet er.
Egal, ob Erstwähler oder langjähriger Urnengänger - eines gilt für beide: »Wer nicht wählen geht, darf sich später nicht über den Ausgang der Wahl beschweren«, betont Gregor Duda. Von einer möglichen »Politikverdrossenheit« also keine Spur.

Artikel vom 07.09.2005