07.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ausgebuffter Ganove
mit  gewissem Lächeln

Der Weltstar Mario Adorf wird morgen 75 Jahre alt

Von Cordula Dieckmann
München (dpa). Als ausgebuffter Gauner hat er Karriere gemacht: Für spannende Western, Krimis, Komödien und ernste Autorenfilme stand Mario Adorf bislang in fast 200 Filmen vor der Kamera. An seinem 75. Geburtstag morgen kehrt er dorthin zurück, wo er vor 50 Jahren begann: auf die Bühne.

Er kann in seinen Charakteren ebenso grausam wie rührend, ebenso ernst wie komisch sein - und sehr oft ein kleines bisschen melancholisch. Das deutsche Publikum liebt den Halbitaliener mit dem süffisanten Lächeln, der sich auch international einen Namen erspielte. Seine Filmkarriere ging steil nach oben: Der mehrsprachige Schauspieler drehte mit großen Regisseuren wie Billy Wilder (»Fedora«), Rainer Werner Fassbinder (»Lola«), Claude Chabrol (»Stille Tage in Clichy«) und Volker Schlöndorff (»Die Blechtrommel«). Dabei traf er auf internationale Filmstars wie Gina Lollobrigida, Sean Connery und Charlton Heston. Im Fernsehen glänzte er in Produktionen wie »Der große Bellheim« (Dieter Wedel) oder der Münchner Schickeria-Serie »Kir Royal« von Helmut Dietl, der ihn auch für die Gesellschaftssatire »Rossini« vor die Kamera holte.
Doch trotz seiner Erfolge und Auszeichnungen gibt sich Adorf, der auch singt und Bücher schreibt - wie jüngst »Mit einer Nadel bloß« über seine Mutter und »Bilder meines Lebens« mit autobiografischen Texten und Anekdoten über seine Rollen als Schauspieler - bescheiden. Er weiß um die Schnelllebigkeit des Ruhms. So hat er seine Filmrollen auch nicht gezählt. »Die meisten sind der völligen Vergessenheit anheim gefallen«, vermutet er. »Wenn von den Filmen noch ein Dutzend übrig bleiben, wäre ich sehr zufrieden.«
Nach dem Abitur studierte er zunächst unter anderem Psychologie und Theaterwissenschaften. Außerdem liebäugelte Adorf mit der bildenden Kunst. Maler oder Bildhauer wäre er gerne geworden. Nachdem er an seinem Studienort Zürich an einer Studentenbühne Theaterluft geschnuppert hatte, war sein Weg klar: Er wollte Schauspieler werden, ergatterte einen Platz an der Otto- Falckenberg-Schule in München und war fortan auf dem Weg nach oben. Zuerst war er bei den Münchner Kammerspielen, dann entdeckte ihn auch der Film. Mit seiner Rolle in »Nachts, wenn der Teufel kam« erspielte er sich 1957 den Bundesfilmpreis.
50 Jahre nach seinen ersten Bühnenauftritten will er jedoch zumindest von der Theaterbühne abtreten. Mit dem Stück »Da Capo, Mario« geht er auf Abschiedstournee, bei der auch seine Tochter Stella Maria auftreten soll.
Nur beim Film denkt Adorf noch lange nicht ans Aufhören, dazu ist die Leidenschaft zu groß. Morgen ist er um 21.45 Uhr in dem ARD-Film »Enigma« zu sehen, der von Anfang an als Geschenk zum 75. Geburtstag gedacht war. Die geheimnisvolle Geschichte dreht sich um die Liebe, aber auch um den Umgang mit dem Alter. Wieder eine Paraderolle.

Artikel vom 07.09.2005