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Schwierige Suche nach
den Verantwortlichen

Rätsel um die Ursache des Unglücks von Sölden

Sölden (dpa). Der Pilot des Unglückshubschraubers von Sölden erlitt nach der Tragödie einen Schock. Nur eines wusste er »mit Sicherheit« zu sagen: Er habe den Hebel nicht ausgelöst, durch den der 750 Kilogramm schwere Betonbehälter aus 200 Metern in die Tiefe stürzte und dabei neun deutsche Skiläufer mit in den Tod riss.

Nach Angaben des bayerischen Landeskriminalamts stammen drei der Toten aus Oberbayern. Dabei handele es sich um die drei Erwachsenen. Ein 46-Jähriger stamme aus dem Landkreis Starnberg bei München, ein 35-Jähriger und eine 44-Jährige aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Bei den übrigen sechs Opfern handelt es sich um jugendliche Skiläufer zwischen zwölf und 14 Jahren aus Baden-Württemberg. Mehrere stammen aus dem Raum Villingen-Schwenningen und Tuttlingen. Sie sollen sich zu einem Sommerskitraining in dem Gletschergebiet aufgehalten haben.
Die Suche nach den Schuldigen des größten Gondelunglücks in Österreich könnte schwierig werden. Für den Wiener Verkehrsminister Hubert Gorbach war die Katastrophe am Rettenbachferner »eine Verquickung unglücklicher Umstände«. Selbstverständlich werde man aber alles tun, um die Ursachen herauszufinden. Die Staatsanwaltschaft jedenfalls ermittelt wegen fahrlässiger Tötung.
Andere österreichische Verantwortliche wollten gar von einem »Seilbahnunglück« nichts wissen. »Eigentlich handelt es sich um ein Hubschrauberunglück« analysierte der Geschäftsführer der »Schwarze-Schneid-Bahn«, die nun schon zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres in die Schlagzeilen gekommen ist. Immerhin war bereits im November 2004 eine - zum Glück leere - Gondel der Bahn abgestürzt.
Nach Ansicht des österreichischen Sicherheitsexperten Rupert Kisser sei die Benutzung von Seilbahnen nicht besonders gefährlich. »Österreichische Seilbahnen machen pro Jahr etwa 600 Millionen Bergfahrten, und bei allen technischen Systemen kann es immer mal zur Verkettung unglücklicher Umstände kommen.« Besonders extrem sei dies bei dem Unglück von Sölden. »Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist es extrem unwahrscheinlich, dass ein im Vorbeiflug abstürzendes Gerät das Seil einer Seilbahn trifft«. Das enthebe die Gerichte freilich nicht von ihrer Pflicht, nach Verantwortlichen zu forschen.
Unterdessen beschäftigten sich Sachverständige in Sölden weiter mit der Suche nach der Unglückursache. Fest steht lediglich, dass der Haken, der den 750 Kilo schweren Betonbehälter mit dem Hubschrauber verband, geöffnet wurde. Dadurch erst konnte der Kübel abstürzen und das Unglück auslösen.
Österreichische Hubschrauberpiloten wiesen am Dienstag darauf hin, dass die Entriegelung durchaus auch versehentlich vom Cockpit aus vorgenommen werden könne. Der Pilot habe extra dafür am Steuerknüppel einen Knopf, den er im Notfall während des Flugs auslösen könne, wenn etwa die von ihm geschleppte, schwere Last in gefährliche Schwingung gerate.

Artikel vom 07.09.2005