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Mit 54 in den Vorruhestand

VW-Konzernchef Pischetsrieder kündigt weiteren Stellenabbau an

Wolfsburg/Baunatal (dpa). VW-Chef Bernd Pischetsrieder hat die Belegschaft bei Europas größtem Autobauer Volkswagen auf einen konsequenten Sparkurs eingeschworen und weiteren Stellenabbau angekündigt.

Trotz wieder steigender Absatzzahlen habe der Konzern weiterhin erhebliche Überkapazitäten und werde deshalb den Personalabbau forcieren, kündigte der Vorstandsvorsitzende bei einer Betriebsversammlung gestern in Wolfsburg an. Dazu soll es unter anderem mehr Alterteilzeitangebote geben. Pischetsrieder betonte, es bleibe dabei, dass er für dieses Jahr ein besseres Vorsteuerergebnis als 2004 erwarte.
Volkswagen werde die im Tarifvertrag vorgesehenen Instrumente nutzen, wie Vorruhestand durch Altersteilzeit, sagte Pischetsrieder. Unter anderem soll nun den 54-jährigen Arbeitnehmern ein Vorruhestandsangebot eröffnet werden, eventuell auch dem Geburtsjahrgang 1952. Zudem werde Mitarbeitern individuell ein Aufhebungsvertrag angeboten. Dies gelte auch für Führungskräfte.
Der Konzernchefs macht deutlich, dass etwa 1000 Arbeitsplätze gesichert werden könnten, wenn der kompakte Geländewagen in Wolfsburg gebaut würde. Dies ändere aber nichts daran, dass Volkswagen an den deutschen Standorten »einen Personalüberhang in einer Größenordnung von mehreren tausend Mitarbeitern« habe. Besonders betroffen sei aber Wolfsburg. Dort liegt die Auslastung derzeit bei etwa 70 Prozent.
Der neue VW-Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh rief die Unternehmensspitze auf, ihre Zusage einzuhalten und den Geländewagen in Wolfsburg bauen zu lassen. Er beschrieb die Finanzierungslücke mit 883 Euro pro Fahrzeug. Angesichts des sich weiter verschärfenden Wettbewerbes seien Belegschaft und Betriebsrat bereit, mit Vorstand und Management nach Lösungen zu suchen, erklärte Osterloh nach der Versammlung.
Pischetsrieder sagte, das Fahrzeug müsse wirtschaftlich hergestellt werden können. Genau diese Wirtschaftlichkeit aber sei im Moment unter den Bedingungen des Haustarifs in Wolfsburg nicht erreichbar. Daraus resultiere die Überlegung, den Geländewagen in Portugal zu bauen. Trotzdem werde weiter verhandelt, um die Arbeitsplätze für den kleinen Bruder des Touareg für Wolfsburg zu gewinnen, sagte Pischetsrieder.
Der Personalabbau bei Volkswagen trifft auch das zweitgrößte deutsche Werk in Baunatal bei Kassel. Der Umfang der Einschnitte an dem nordhessischen Standort mit 15000 Beschäftigten lasse sich aber noch nicht beziffern, hieß es.

Artikel vom 06.09.2005