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Räikkönen hat noch Hoffnung

Formel 1: Mit Platz zwei nähert sich Alonso weiter dem WM-Titel

Spa-Francorchamps (dpa). Auf der Ardennen-Rutschbahn von Spa-Francorchamps hat Kimi Räikkönen mit seinem Sieg im Großen Preis von Belgien die WM-Entscheidung vertagt und den ersten Matchball von Spitzenreiter Fernando Alonso abgewehrt.
Dennoch profitierte der spanische Renault-Pilot bei seinem zweiten Platz einmal mehr vom Pech für McLaren-Mercedes, als der hinter dem führenden Räikkönen fahrende Juan Pablo Montoya in der viertletzten Runde nach einem Crash mit BMW-Williams-Pilot Antonio Pizzonia von der Strecke flog. Alonso kann sich nun am 25. September beim Brasilien-Grand-Prix erstmals zum Formel-1-Weltmeister krönen.
Ebenfalls vorzeitig beendete Michael Schumacher ausgerechnet in seinem »Wohnzimmer« das Rennen nach einem unverschuldeten Crash mit dem Japaner Takuma Sato. In dem von einigen spektakulären Ausfällen geprägten Rennen verkürzte Räikkönen mit seinem sechsten Saisonerfolg den Rückstand auf Renault-Fahrer Alonso (111) um lediglich zwei Punkte auf 25 Zähler.
»Schade, dass das mit Juan Pablo passiert ist und wir nicht bekommen haben, was wir verdient hätten«, meinte der Finne verärgert. Sein spanischer Rivale verpasste es zwar als Zweiter, sich im viertletzten Saisonrennen zum Weltmeister zu krönen. Beim nächsten Duell in Brasilien reicht Alonso in jedem Fall aber der dritte Platz zum Titel.
»Zweiter ist besser, als wir erwartet hatten. Wir mussten nichts riskieren. Wir haben das Rennen so durchgezogen, wie es für uns ging«, sagte Alonso. Geschlagen geben will sich McLaren-Mercedes im Kampf um die Krone noch nicht. »Wir sollten alle optimistisch nach Brasilien fahren. Die WM ist immer noch offen«, betonte Teamchef Ron Dennis.
Titelverteidiger Michael Schumacher erlebte unterdessen einen weiteren bitteren Moment in dieser Saison, als er nach 14 Runden von Sato im BAR-Honda von der Piste geschoben wurde. »Ich glaube, wir haben schon öfter Harakiri-Aktionen von ihm erlebt. Wir haben schon oft mit ihm gesprochen. Ich weiß nicht, welche Therapie jetzt noch bei ihm hilft«, schimpfte Schumacher, nachdem ihn Sato kurz nach der Safety-Car-Phase ins Heck gekracht war. »Die Bremsen haben blockiert«, gab Sato als Entschuldigung an. Schumacher hatte sich den Japaner bereits auf der Strecke vorgeknöpft und ihm wild gestikulierend die Leviten gelesen.
Vom Start weg lagen die beiden Silberpfeile vorn. Allerdings in der Reihenfolge Montoya vor Räikkönen. Sie hatten sich auch für den Lauf qualifiziert. Auf dem rutschigen Kurs baute das Duo seinen Vorsprung vor dem ersten Boxenstopp kontinuierlich aus, während sich Michael Schumacher ans Heck von Alonso heftete.
Fisichellas Crash in der zwölften Runde bei etwa 300 km/h brachte das Feld durch die folgende Safety-Car-Phase wieder zusammen, in denen die Teams die Zeit zum Boxenstopp nutzten. Größter Nutznießer schien Ralf Schumacherzu sein, als er sich auf den zweiten Rang verbesserte. Bei einem erneuten Reifenwechsel verzockten sich die Toyota-Ingenieure in der 25. Runde allerdings, und er fiel wieder auf den siebten Rang zurück. An der Spitze bauten Montoya und Räikkönen ihren Vorsprung aus, wobei der zum Siegen verdammte Finne immer näher an den Kolumbianer herankam. Nach einem erneuten Stopp zehn Runden vor Schluss kehrte Räikkönen vor Montoya auf die Strecke zurück, ehe Pizzonia den Doppelerfolg des britisch-schwäbischen Rennstalls verhinderte.

Artikel vom 12.09.2005