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Erneuter Test von Babybrei
nicht möglich

Arzt hält Soja für problematisch

Von Christian Althoff
und Bernhard Hertlein
Herford (WB). Im thüringischen Landesamt für Lebensmittelsicherheit, das nach eigenen Angaben gentechnisch verändertes Soja in Humana-Bananenbrei entdeckt hatte, sind keine Probenreste mehr vorhanden. Damit sind weitere Analysen nicht möglich.
Humana Milchunion-Vorstand Albert Große Frie.
Thüringens Gesundheitsministerium hat gestern den Vorwurf des Herforder Unternehmens Humana zurückgewiesen, die Behörden hätten falsche Laborwerte gemeldet. »Unsere Wissenschaftler wenden die selben Geräte und Methoden an wie die nordrhein-westfälischen Untersuchungsämter«, sagte Sprecher Thomas Schulz und versicherte, zwei Proben des untersuchten Bananen-Milchbreis hätten »deutlich erhöhte Grenzwerte von gentechnisch verändertem Soja« enthalten. Humana bestreitet nicht nur den Einsatz von Gen-Soja, sondern versichert, dass der Brei überhaupt kein Soja enthält.
Soja wird von dem Internisten Dr. Hartwig Lauter als »problematisch« eingeschätzt. Lauter ist Vorstandsmitglied im Deutschen Allergie- und Asthmabund und leitet eine Klinik für Allergologie in Schmallenberg. »Von meinen 600 Patienten mit Reizdarmsyndrom weist jeder zweite eine Soja-Unverträglichkeit auf«, sagte er. Auch der Versuch, Kuhmilch-Allergikern Soja-Produkte zu geben, habe sich als Irrweg erwiesen.
Dr. Reinhard Zwingelberg, Veterinär des Kreises Herford, erklärte gestern, routinemäßige behördliche Untersuchungen des Bananenbreis in den Jahren 2002, 2003, 2004 und 2005 auf gentechnisch veränderte Zutaten hätten »nie Anlass zur Sorge« gegeben. Humana lasse sich von den Lieferanten bescheinigen, dass Rohstoffe nicht gentechnisch verändert seien, und überprüfe dies im eigenen Labor. Deshalb sei die Analyse aus Thüringen nicht erklärbar - zumal bei der Überprüfung von Rückstellproben in der vergangenen Woche ebenfalls kein Gen-Soja nachgewiesen worden sei.
Markus Fliege, Sprecher von NRW-Gesundheitsminister Eckhard Uhlenberg (CDU), kündigte an, dass sich Wissenschaftler des Staatlichen Veterinäruntersuchungsamtes Detmold mit ihren thüringischen Kollegen treffen werden, um eine Erklärung für die unterschiedlichen Messwerte zu finden.
Humana-Vorstand Albert Große Frie warf dem Labor in Thüringen gestern vor, Humana als betroffene Firma zuletzt über den Analysebefund informiert zu haben: »Unser Kunde Edeka in Melsungen wusste vor uns Bescheid.« Bewusst sei verschwiegen worden, dass nur in zwei von sieben oder zehn Proben angebliche Soja-Spuren gefunden worden seien.. »Und selbst die zwei Funde schließen wir nach menschlichem Ermessen aus.«Ê Humana prüfe jetzt rechtliche Maßnahmen gegen das Labor.

Artikel vom 06.09.2005