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Kompromiss im Textilhandelsstreit

China zieht die Welt an


Nun stehen, anders als von chinesischen Karikaturisten gezeichnet, die europäischen Verbraucher in diesem Winter also doch nicht nackt da. Wenn es stimmt, was der Branchenverband Textil + Mode für wahr hält, wird die Hälfte der vom europäischen Zoll festgehaltenen Textilien in Kürze freigegeben.
Damit kommt die Hälfte der T-Shirts und Pullover, der Hosen und Büstenhalter doch noch in die Boutiquen und Modeabteilungen der europäischen Kaufhäuser, bevor sie ganz aus der Mode gekommen sind oder sich - noch schlimmer -Ê auf ihnen Stockflecken gebildet haben.
Was mit der anderen Hälfte geschieht, ist unklar. Möglicherweise wird China sie zurücknehmen, das schon gezahlte Geld erstatten und die Ware irgendwo sonst auf der Welt absetzen. In dem Fall wäre die EU-Bürokratie mit einem blauen Auge bzw. einem kleinen Riss in der Jeans davongekommen. Das eigentliche Problem aber ist nicht gelöst: Die portugiesischen und italienischen Nähereien sind 2006 ebenso wenig konkurrenzfähig wie 2005.
Peking kann sich jetzt Großzügigkeit leisten. Das Reich der Mitte zieht von überall her die Investoren und die Einkäufer an. Ein bisschen Abkühlung tut der überhitzten Konjunktur sogar gut. Bernhard Hertlein

Artikel vom 06.09.2005