05.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Max Ernst ist zu Hause

Bundespräsident Köhler eröffnet Museum in Brühl

Brühl (dpa). Bundespräsident Horst Köhler hat am Samstag in der rheinischen Stadt Brühl ein neues Museum zum Lebenswerk des surrealistischen Künstlers Max Ernst (1891-1976) eröffnet. »Der König spielt mit der Königin« heißt dieses Werk.

Dabei plädierte Köhler für eine grundsätzliche »Offenheit und Unvoreingenommenheit« gegenüber zeitgenössischer Kunst. Nur wer sich mit seiner eigenen kulturellen Identität auseinander setze, »weiß, wer er ist«, sagte der Bundespräsident vor mehreren hundert Ehrengästen. Darunter waren auch Familienmitglieder des aus Brühl stammenden Künstlers sowie diplomatische Vertreter Frankreichs und der USA. Dort hatte Ernst ab 1922 als Pionier des Surrealismus seinen Weltruhm begründet.
Das für 14 Millionen Euro eingerichtete Max Ernst Museum, das unter anderem mit 700 Blättern fast das gesamte grafische Werk des Künstlers sowie 60 Skulpturen besitzt, öffnete gestern für das Publikum. Es bietet mit etwa 300 Exponaten, darunter 100 Leihgaben bedeutender Museen, in der Eröffnungsschau bis zum 5. März 2006 einen Überblick über das Ernst-Lebenswerk, das von aufrührerischen Anfängen als »Dadamax« 1920 in Köln über die Pariser Surrealisten-Szene um Eluard und Breton bis zum Spätwerk des in Paris gestorbenen Künstlers reicht. Neben Gemälden, Grafiken, illustrierten Büchern und einem über 36 Jahre entstandenen Bilderreigen, den Ernst seiner Frau Dorothea Tanning gewidmet hat, sind auch Collagezyklen zu betrachten, die zu den finsteren Seiten menschlichen Bewusstseins führen.
Die Offenheit gegenüber der Moderne sei schon deswegen nötig, »um von unseren Nachkommen später nicht belächelt zu werden«, meinte der Bundespräsident und spielte damit auf das langjährig gespannte Verhältnis von Max Ernst zum Geburtsort Brühl an, wo der Künstler mit dem neuen Museum nach einem Umweg über die Welt nun wieder zu Hause sei.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) nannte die Eröffnung des von einer Stiftung aus Stadt Brühl, Landschaftsverband Rheinland und Kölner Kreissparkasse getragenen Museums, das in einem sanierten klassizistischen Gebäude residiert, einen »großen Tag« für NRW.www.maxernstmuseum.de

Artikel vom 05.09.2005