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Kino bringt Bielefeld zum Leuchten

Filmhaus zeigt ausgewählte Streifen an beziehungsreichen Standorten


Bielefeld (uko). Cineasten und begeisterte Filmliebhaber haben die Bielefelder Innenstadt auf eine sonderbare Weise zum Leuchten gebracht: Mit einem Projektor und einer Leinwand »bewaffnet« zog am Sonnabend ein munteres Völkchen von Kinofreaks durch die Straßen und projizierte Filme auf markante Stellen der Altstadt.
»Bielefeld leuchtet« wurde vom Filmhaus zum zweiten Mal nach 2003 angeboten. Es gebe kein Bestreben, die Veranstaltung so oft wie möglich zu zeigen, erteilte Filmhaus-Vorstand Ronald Herzog einer seriellen Abfolge eine Absage. »Wir sind daran interessiert, verrückt zu sein.«
Dieses Motto war für 40 Filmliebhaber so attraktiv, daß sie der Aufforderung, im Dunkel der Bielefelder Nacht ausgewählte Streifen zu verfolgen, gern nachkamen. Los ging's mit einer willkommenen Stärkung des Kreislaufs: Zu einem Gläschen Sekt begrüßte Herzog die Gäste, verriet indes nichts über den Verlauf des Abends. Immerhin: Man zeige an den Locations gute Filme, »die auch einen Bezug zu den jeweiligen Standorten haben«.
Die Bedeutung der Worte unterstrich schon der erste Streifen »Don't Forget« von Diane Neiman und Tom Meyer. Die räumten ausgerechnet auf der unaufgeräumten Baustelle des Innenhofes zwischen Altem Rathaus und Theater mit dem Putzfimmel (»typisch deutsche Tugend«) gnadenlos auf, indem sie eine lebhafte Staubsauger-Manie mit der Tarantella Napoletana unterlegten . . .
Der Effekt der schönen Plätze war wohl ausgewählt, so dass ein Reigen der Lichtkunst die Innenstadt bis Mitternacht erhellte. Schön anzusehen war auf dem Alten Markt eine Publikumsbetrachtung aus alten Hollywood-Schinken: eine Anreihung von Filmschnipseln, die nur Staffage zeigt, gleichwohl aus ihrer Häufung wieder Spannung zieht.
»Stand in« ist ebenso Titel eines Kurzfilms wie auch die Bezeichnung einer Person, die für den Filmstar ausgeleuchtet wird. Dass ausgerechnet die Bielefelder Schauspielerin Ines Buchmann mit dieser Statistenrolle die Hauptfigur in dem Film spielte, warf ein weiteres Schlaglicht auf die nächtlichen Episoden. »Bielefeld leuchtet« war zweifelsohne ein kurzweiliges Abendprogramm, das regionalen Filmemachern zu neuem, anderem Ansehen verhalf.

Artikel vom 08.09.2005