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Das Ja aus vollem Herzen

Bernd Kollmetz ist evangelischer Pfarrer der Johanniter Ordenshäuser in Bad Bad Oeynhausen.
In einer großen Tageszeitung war unlängst der Hinweis zu lesen, dass gerade bei Jugendlichen das Interesse an religiösen Fragen zugenommen habe. Zwar führt dies nicht unbedingt zu volleren Kirchen. Aber im Menschen scheint es eine unzerstörbare Ahnung vom Wesentlichen des Lebens zu existieren. Denn materielle Sicherheit und Wohlstand geben dem Leben weder seine Tiefe noch sind sie allein sinnstiftend.
Es stellt sich allerdings die Frage, wie mit dieser Erkenntnis umgegangen wird. Der Verfassungsrichter Udo di Fabio gibt zu bedenken: »In Deutschland haben wir Sinngehalte menschlicher Existenz verschüttet: Liebe, Intimität, Familie, Achtung vor anderen, Hilfsbereitschaft, religiöses Bekenntnis.« Vieles verliert sich im Nebel des Selbstverständlichen oder wird bewusst auf dem Markt der Beliebigkeiten feilgeboten. Die Früchte bekommen wir jetzt zu schmecken. Und wer will leugnen, dass sie in ihrem Geschmack bitter sind.
Insofern war es ermutigend zu sehen, wie junge Menschen aus aller Welt sich auf dem Weg nach Köln machten. Ihnen ist der Glaube als Sinngehalt ihres Lebens besonders wichtig. Sie nehmen sich Zeit und überwinden große räumliche Distanzen, um ein lebendiges Zeugnis ihrer Hoffnung für diese von Gott geschaffene Welt abzulegen. Sie erinnern uns daran, das Erbe des Glaubens zu pflegen und wie einen kostbaren Schatz zu bewahren. Die lebendige, bejahende Beziehung zu Gott ermöglicht erst eine lebensbejahende Beziehung zur Welt, sei es zur Natur, sei es zu dem Nächsten.
Übrigens: Schon Schiller hat festgehalten, dass wenn erst einmal das Religiöse sich auflöst, sich in der Folge alles aufzulösen beginnt.
Bernd Kollmetz

Artikel vom 08.09.2005