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Kalte Dusche in Gifu

Nur der Doppelzweier der Frauen holt Ruder-Gold

Gifu (dpa). Die Ausgangslage war vielversprechend, die Ausbeute jedoch nur sehr dürftig. Statt des erhofften warmen Medaillenregens gab es für die deutschen Ruderer am Ende der WM in Japan eine kalte Dusche.
Auch der hochgehandelte Deutschland-Achter konnte die schlechteste WM-Bilanz seit der Wiedervereinigung nur bedingt aufbessern. Mit dem dritten Rang hinter den USA und Italien blieb das DRV-Paradeboot zwar im Soll, musste aber den Traum vom ersten Titelgewinn seit 1995 erneut begraben. »Vom Potenzial her hatten wir die Möglichkeit zu gewinnen. Zumindest haben wir eine Medaille, auch wenn es nicht die war, die wir uns erhofft hatten«, bekannte Schlagmann Andreas Penkner (Radolfzell).
Nicht nur der Auftritt des Achters sorgte im DRV-Lager für Ernüchterung. Mit einmal Gold und Silber sowie zwei dritten Plätzen fiel die Bilanz in den olympischen Bootsklassen auf dem Nagara-Fluss in Gifu ähnlich bescheiden aus wie vor einem Jahr in Athen (2/2/-). Einzig Marie-Louise Dräger (Rostock) und Daniela Reimer (Potsdam) sorgten beim Sieg im leichten Doppelzweier für ungetrübte Freude. Lob gab es für den drittplatzierten Doppelzweier mit Christian Schreiber (Halle/Saale) und Rene Burmeister (Rostock). Der zweite Platz im favorisierten Frauen-Doppelvierer stellte dagegen niemanden zufrieden.
Die Hoffnungen, dass der Achter für einen versöhnlichen WM-Abschluss sorgen könnte, erfüllten sich nicht. Gleich am Start setzten sich die Amerikaner ab und waren nicht mehr einzuholen. Die DRV-Crew kam auf dem Mittelabschnitt zwar heran, doch im Endspurt fehlte die Kraft. Zwischenzeitlich hatten sich zudem die Italiener auf Rang zwei vorbeigeschoben. »Das Rennen haben wir auf den letzten 500 Metern verloren«, analysierte Trainer Dieter Grahn.
Das Pech von Marcel Hacker (Frankfurt/Main) und das Missgeschick im Frauen-Doppelvierer brachten den DRV um eine bessere Bilanz. Der Weltmeister von 2002 kollidierte im Skiff-Finale an dritter Stelle liegend mit einem Treibholz und riss sich die Finne am Bootsrumpf ab. Er kam mit knapp 20 Sekunden Rückstand auf Weltmeister Mahe Drysdale (Neuseeland) abgeschlagen als Sechster ins Ziel. »Ich bin mit voller Geschwindigkeit auf das Holz gefahren und dachte, mein Boot fällt auseinander«, klagte Hacker.
Gold zum Greifen nah war für den Frauen-Doppelvierer. Doch Kathrin Boron (Potsdam) unterlief nach 1300 Metern ein Malheur: Die 35-Jährige verlor einen Skull, der Vierer bremste in Führung liegend abrupt ab und das britische Boot zog vorbei. Nach diesem Missgeschick weinte Boron bittere Tränen. »Wenn man das Ding im Sack hat, kann man mit Silber nicht zufrieden sein«, sagte Teamgefährtin Britta Oppelt (Berlin).
Nur gut, dass zumindest der Trumpf Frauen-Doppelzweier stach. In einem spannenden Rennen lieferten sich Dräger/Reimer mit den Booten aus den USA und Finnland einen packenden Dreikampf. Mit drei Zehntel Sekunden Vorsprung schoben sie ihre Bugspitze zuerst über die Ziellinie. »Das Rennen war härter als bei meinem ersten Titel«, sagte Dräger, die schon 2003 mit Claudia Blasberg triumphiert hatte.
Ohne Sieg blieb der DRV in den nichtolympischen Bootsklassen. Stattdessen mussten sich die Deutschen mit Platz zwei im Vierer ohne Steuerfrau und einem dritten Rang im Männer-Vierer mit Steuermann begnügen.

Artikel vom 05.09.2005