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Ludewig nutzt den Heimvorteil

Erst gebummelt, dann unwiderstehlich: Ostwestfälischer Radstar begeistert

Von Hans Peter Tipp (Texte)
und Sören Voss (Fotos)
Steinhagen (WB). Irgendwann sorgte sich selbst der radsportbegeisterte Bürgermeister Klaus Besser um den bekanntesten Sportler seiner Gemeinde. Scheinbar abgeschlagen bummelte Radprofi Jörg Ludewig in seiner Heimat Steinhagen beim Dernyrennen um den Großen WESTFALEN-BLATT-Preis hinten herum.

Doch getragen von einer Welle der Unterstützung fuhr der 29 Jahre alte Lokalmatador nur zwei Runden später bis an die Spitze des elfköpfigen Feldes und schließlich im Schatten seines Schrittmachers Frank Schiffner doch noch zum Sieg.
Der 2. Steinhagener Profi- und Jedermann-Renntag hatte damit endgültig seinen erhofften Höhepunkt gefunden. Tausende von Zuschauern hatten trotz des gleichzeitig im Fernsehen übertragenen Fußball-Länderspiels den Weg an den 1,25 km-Rundkurs in der Innenstadt gefunden. Am Ende übertönten sie jubelnd und kreischend sogar das Geräusch der knatternden Motorräder, die für die Profiradfahrer Tempo machten. Die Begeisterung der Fans kannte kaum Grenzen, als »ihr Mann« im Schlussspurt die Profikollegen Daniel Becke vom Team Illes Balears und Vorjahressieger Bruno Risi aus der Schweiz hauchdünn auf die Plätze verwies. Der Steinhagener Renntag - er machte wesentlich mehr Freude als der gleichzeitige Auftritt der Nationalkicker.
Der dreifache Tour de France-Starter Ludewig, der sich mit seinen beherzten Auftritten beim härtesten Radrennen der Welt so viele Sympathien erworben hat, wollte das Rampenlicht bei seinem Hemrennen aber nicht allein genießen. Der Steinhagener, abends zuvor beim Kriterium von Ravensburg hinter Jan Ullrich und Thomas Fothen noch Dritter, bedankte sich nach dem Heimsieg bei seinem Freund und Schrittmacher Frank Schiffner: »Er hat mich zum Sieg geführt. Wir verstehen uns so gut, ich brauchte nicht einmal die Bremse anzufassen.«
Blindes Verständnis, wie beim Siegergespann, zeichnete auch das Organisationsteam aus. Hans-Jörg Eggert vom ausrichtenden RSV Gütersloh bilanzierte nach einer gelungenenen zweiten Auflage: »Die Stimmung ist grandios, die Veranstaltung noch etwas runder als im Vorjahr.« Eine dritte Auflage sollte somit selbstverständlich sein. Jörg Ludewig, der sich bei allen Sponsoren herzlich bedankte und künftig für T-Mobile im Rennen, hat bereits konkrete Vorstellungen: »Ein richtig großer Name im Starterfeld, eine noch kompaktere Streckenführung, und schon haben wir ein Radsportevent, das sich gewaschen hat.«

Artikel vom 05.09.2005