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Friedhof-»Kurzschnitt«
nicht die Braker Mode

Heimatverein kritisiert Stadt: Lieber Ehrenmal pflegen

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Fotos)
Brake (WB). Sie sprechen von »Behörden-Willkür« und sind »stinksauer« auf die Stadt Bielefeld: jene Inhaber von Grabstellen auf dem Friedhof Brake-Ost, die aufgefordert wurden, sämtliche Gehölze auf 1,50 Meter zurückzuschneiden. Obwohl die Kommune selbst das Grabmal des unbekannten Soldaten verwahrlosen lässt.

»Das Ehrenmal ist ein Schandfleck und wir erwarten, dass bis zum Volkstrauertag wenigstens das Gestrüpp beseitigt wird«, erklärte Heinz Kossiek, Vorsitzender des Heimatvereins Brake beim Ortstermin vergangenen Donnerstagabend. Und bedauerte mit zahlreichen anderen Braker Bürgerinnen und Bürgern, dass die Grabplatte lose und die Inschrift auf dem Stein vor dem Kreuz kaum mehr zu lesen ist. 144 Inhaber von rund 200 Lagerstätten auf dem alten Friedhof zwischen Kerksiekweg und Ladestraße hatte die Stadt unlängst angeschrieben, weil »die Gestaltungsgrundsätze nicht eingehalten« worden seien. »Danach standen beim Heimatverein die Telefone nicht mehr still«, so Kossiek.
»Für Parkanlagen sind höhere Bäume durchaus sinnvoll«, meinte Gerhard Wäschebach, SPD-Mitglied der Bezirksvertretung Heepen. Und auch Bezirksvorsteher Andreas Rüther (CDU) konstatierte: »Der alte Braker Friedhof hat einen eigenen Charakter und eine ganz persönliche Note.« Dass künftig nur noch niedrig gehaltene Büsche das Bild der letzten Ruhestätte vieler Braker Bürger bestimmen sollen, mochte sich niemand der Anwesenden wirklich vorstellen.
Rüter und Wäschebach versprachen, die Angelegenheit mit dem Umweltbetrieb der Stadt zu erörtern und in der Bezirksvertretung zur Sprache zu bringen. Kossiek schlug vor, den Friedhof einfach in einen »Waldfriedhof« umzufunktionieren Die Stadt hatte die Adressaten ihres Anschreibens aufgefordert, alle auf die Grabstätte gepflanzten Gehölze, die größer als 150 Zentimeter sind oder über die eigene Grabstätte hinausragen, bis zum 30. September zu entfernen oder zurückzuschneiden. Andernfalls werde der Umweltbetrieb auf Kosten der Nutzungsberechtigten tätig. Versprach Rüther: »Diese Frist bleibt nicht bestehen«.
Das Grab des anerkannten toten Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg hatte August Vinke einst gestiftet. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat das Dauerruherecht bestätigt. Die Kosten für die Pflege werden durch den Bund in Pauschalsätzen erstattet. »So kriegt die Stadt Geld dafür und tut nichts«, schimpft Heinz Kossiek.

Artikel vom 03.09.2005