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Harry Potter kommt
aus dem Internet

Neues Download-Angebot von Arvato und Medion

Von Edgar Fels
Berlin (WB). Wer gerne Musiktitel oder Filme aus dem Internet herunterlädt, für den bietet eine Kooperation der Bertelsmann-Tochter Arvato Mobile (Gütersloh) mit dem Elektronikhersteller Medion (Essen) die erste legale und lizensierte Downloadplattform. »Es handelt sich um eine Weltneuheit«, schwärmte Medion-Marketing-Direktorin Martina Effmert am Freitag bei der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin.

Während das Herunterladen von Filmen, die große Datenmengen umfassen, bislang abhängig von der Übertragungsgeschwindigkeit relativ lange dauern konnte, bietet die »Medionbox« genannte Neuentwicklung nach Angaben von Effmert einen deutlich schnelleren und sichereren Zugriff auf die gewünschten Produkte.
Wie funktioniert das Ganze? Zunächst muss der Bürger am Computer die Internetseite der Firma Medion (www.medion.de) anwählen. Dort kann er sich kostenlos die benötigte Software herunterladen und sich als Nutzer registrieren lassen. Schon kann es losgehen: Der Interessent wählt sich einen verfügbaren Film aus dem Angebot aus, etwa den neuesten »Harry Potter«. Per Klick startet er den Ladevorgang. Effmert: »Noch während der Speichervorgang läuft, kann man sich den gewünschten Film anschauen.«
Die Bezahlung erfolge mit der Kreditkarte. Der Preis solle unter dem für DVDs liegen, haben sich die Kooperationspartner vorgenommen. Die Gebühr gehe zum einen an das entsprechende Filmstudio und zum anderen an die Plattformbetreiber Medion und Arvato.
Kern der »Weltneuheit« ist die Idee, das Herunterladen von Musik und Filmen nicht über einen zentralen Server abzuwickeln - der könnte zu Stoßzeiten schnell überlastet sein - sondern dezentral über die Nutzer selbst. Wer also seinen »Harry Potter« bereits auf dem eigenen Rechner hat, lässt seinen Computer einfach an und bietet anderen Nutzern den Zugriff darauf. Auf diese Weise baut sich ein Schneeballsystem auf, das die beiden Betreiber mit dem Begriff »peer to peer« umschreiben, was mit »von Freund zu Freund« umschrieben werden könne. »Wir sind davon überzeugt, dass das die Zukunft ist«, sagt Arvato-Mobile-Entwicklungschef Andreas Klüter.
Für die Bereitschaft der Nutzer, Teil des Schneeballsystems zu sein, erhielten sie eine finanzielle Belohnung. Über die Höhe sei noch nicht entschieden, sagt Klüter. Befürchtungen, dass das System Gefahren berge, etwa die Verbreitung von Viren, zerstreut er. »Alle Inhalte werden vorher zentral kontrolliert. Da kann nichts schief gehen.«
Angesichts der Tatsache, dass bereits jetzt in Deutschland Monat für Monat 1,5 Millionen bezahlte Musik-Downloads erfolgen, sind Medion und Arvato überzeugt, dass die Medionbox auch wirtschaftlich ein großes Potenzial bietet. »Viele wollen auf sichere und schnelle Weise ein Musikstück aus dem Internet herunterladen und gerne dafür bezahlen«, sagt Effmert. Zielgruppe seien dabei Leute zwischen 30 und 45 Jahren.
Die erstmals bei der IFA präsentierte Medionbox soll noch vor Weihnachten an den Start gehen. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Klingeltöne und Spiele sollen zu einem späteren Zeitung das Angebot erweitern.

Artikel vom 03.09.2005