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Alle zehn Minuten
ertönt das Warnhorn

Sicherungsposten beaufsichtigen Arbeiten im Stadtbahntakt

Von Michael Schläger und
Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Noch bis Mitte September laufen die Arbeiten auf der Stadtbahntrasse Jöllenbecker Straße. Der Gleisunterbau wird verstärkt. Reinhard Jung (39) und zwei weitere Kollegen sorgen dafür, dass sich dabei Bauarbeiter, Stadtbahnen und Autos nicht ins Gehege kommen. Sie sind »Sipos«, Sicherungsposten. Eine Aufgabe mit hoher Verantwortung.

Alle zehn Minuten, so gibt es der Fahrplantakt vor, ist auf der Stadtbahnlinie 3 in jeder Richtung eine Tram unterwegs. Jung greift zum Horn. Ein Ton bedeutet: Die Stadtbahn will passieren, ein Tonwechsel steht für »Gleise räumen«, ein Dauersignal zeigt an »Gefahr im Verzug«. Und das heißt: Nichts wie weg.
Zweites Arbeitsmittel: die rote Fahne. Mit der signalisiert er dem Stadtbahnfahrer anzuhalten. Oder den Autofahrern. Manchmal müssen neue Steine auf einem Radlader herangeschafft werden. Dann muss der Verkehr einen Moment lang ruhen.
»Aber meistens läuft alles reibungslos«, sagt Christian Weber, bei den Verkehrsbetrieben »moBiel« für die Anlagenunterhaltung zuständig. Ein Grund dafür: die Routine, mit der die »Sipos« ihren Dienst versehen. Ein weiterer: Auch die Stadtbahnfahrer werden genau darüber instruiert, an welchen Stellen im Netz gerade Bauarbeiten laufen.
»Den Job als Sicherungsposten kann nicht jeder machen«, erläutert Wolfgang Fasse vom städtischen Amt für Verkehr, der die Bauleitung auf dem rund 500 Meter langen Straßenabschnitt zwischen der Einmündung der Langen Straße und der Tunneleinfahrt zur Station Nordpark hat. Nur nach einer vierwöchigen Schulung und einer Prüfung, die von der Deutschen Bahn abgenommen wird, konnte Reinhard Junge seinen Dienst vor einem Jahr antreten. Er arbeitet bei der Essener Firma KBC, die auf die Absicherung von Baustellen an Bahnstrecken spezialisiert ist. Jung wird in ganz Nordrhein-Westfalen eingesetzt. »Bevor ich hierher nach Bielefeld kam, habe ich in Bochum gearbeitet.«
Seine Aufgabe ist es, ausschließlich auf die Sicherheit zu achten. »Mal die Bauarbeiter unterstützen - das kommt nicht in Frage«, betont Bauleiter Fasse. So laufen die Bauarbeiten routiniert im Zehn-Minuten-Takt. Steine bereitlegen, den Untergrund zum Verlegen vorbereiten, Steine einsetzen, die noch nicht verwendeten fortschaffen, wenn das Horn ertönt. Hat die Bahn die Baustelle passiert, wiederholt sich das Ganze. Reinhard Jung mag Straßenbahnbaustellen mitten in der Stadt lieber als abgelegene auf Bahngleisen weit außerhalb. »In der Stadt, da ist mehr los«, sagt er. »Eintönig wird die Arbeit hier nie.«

Artikel vom 03.09.2005