»Solange der Kopf mitmacht und mich die Beine tragen...«
Der Nonsens-Spezialist Dieter Hallervorden wird am Montag 70 Jahre alt
Von Patrick Poch Berlin (WB/teu). Dieter Hallervorden kann viel. Er hat die »Flasche Pommes« erfunden und mit »Palimpalim« die Türglocke neu definiert. Als »Didi« ist er eine deutsche Slapstick-Legende, als Schauspieler, Kaberettist und Theaterchef (»Die Wühlmäuse«) eine feste Größe in Deutschlands Kulturwelt.
Nur eines kann der gebürtige Dessauer nicht: stillsitzen und abwarten. Schon gar nicht an seinem 70. Geburtstag, den er am kommenden Montag feiert. Er will, er muss handeln. Klar, dass er die Jubiläumssendung, die die ARD anlässlich seines Ehrentages am 8. September ausstrahlt, nicht dem Zufall (oder einer anderen Produktionsfirma) überlassen, sondern selbst produziert hat: »Ich wollte verhindern, dass jemand von der ARD ein Schleimspur für mich auslegt«, verrät Hallervorden in typischer Manier. Genauso typisch ist die Show geworden: Highlights aus drei Stunden Live-Programm, aufgezeichnet in Hallervordens eigenem Theater am Theodor-Heuss-Platz in Berlin. Auf der Bühne gratulieren, musizieren und ulken Helge Schneider und Nina Hagen, aber auch Hallervordens erste Ehefrau und legendäre Sketch-Partnerin Rotraut Schindler. Es gibt neue Gags, selbstverständlich angereichert mit »Bonbons« aus 45 Jahren Showgeschäft, das Hallervorden nicht nur als »Didi« sondern auch als ernsthafter Schauspieler (»Millionenspiel«) undÊ politischer Kabarettist in 120 Folgen »Spott-Light«Ê bereichert. Den runden Geburtstag feiert er zwar öffentlich im Fernsehen, privat wird es ein Fest im kleinen Kreis: Mit der Familie und genau drei Freunden - dem Regisseur Ralf Gregan, dem Jazzpianisten Kai Rautenberg und seinem Steuerberater. »Auf die kann ich mich immer verlassen«, sagt der Erfinder von »Nonstop Nonsens« über seine treuesten Wegbegleiter. Ruhestand, Rentner-Dasein, für Hallervorden zwei Fremdworte. »Ich surfe und fahre Wasserski«, verrät er, warum er auch mit 70 Jahren noch so fit ist. Der entscheidende Jungbrunnen ist allerdings ein anderer: Er heißt Johnannes, ist sieben Jahre alt. Hallervordens drittes Kind - Dieter Hallervorden jr. (42) und Natalie (39) sind aus erster Ehe - verlangt tägliches Training. Auf Trapp hält ihn zudem seine zweite Ehefrau Elena (45), eine gelernte Zahnarzthelferin. Seit 14 Jahren sind sie ein Paar, das bisher »nur zwei Tage voneinander getrennt« war. Liebe wie aus dem Märchenbuch. Genauso traumhaft ist das zweite Zuhause der Hallervordens: Fünf Monate pro Jahr verbringen sie auf ihrem Schloß: Es liegt auf einer kleinen Insel, der Bretagne vorgelagert, erbaut vor mehr als 100 Jahren vom Literaturnobelpreisträger Henryk Sienkewicz (»Quo vadis«). . Hier hat er nicht nur viele seiner Sketche verfasst, sondern auch die Autobiographie, die im September erscheint. »Wer immer schmunzelnd sich bemüht« erzählt auf 300 Seiten von einem spannend und nicht immer lustigen Leben. Ein Schlussstrich unter Hallervordens Karriere ist das Werk aber keineswegs: Aufhören kommt für Hallervorden gar nicht in Frage: »So lange mein Kopf mitmacht und mich die Beine tragen, will ich noch weiter machen.« Und die staatliche Rente von knapp 500 Euro reicht auch nicht weit: »Einmal groß Essen gehen mit Freunden, dazu Wein trinken, schon ist das Geld weg.« Also macht Hallervorden das, was er am besten kann: gepflegte, bissige Unterhaltung. Im November geht der Kabarettist mit neuem Programm (»Mit dem Gesicht - taktvolle Bekenntnisse«) und dem Kai Rautenberg-Sextett auf Deutschland-Tour, die er in seiner Geburtsstadt Dessau beginnt. Frisch unterzeichnet ist zudem ein Vertrag mit dem MDR über eine 20.15 Uhr-Sendung.
Drucken