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Dritte Front des Präsidenten

Katastrophe setzt Bush politisch unter Druck

Washington (dpa). Hurrikan »Katrina« hat auch die politischen Pläne von US-Präsident George W. Bush gehörig durcheinander gewirbelt.

Zum Chaos im Irak kommt eine humanitäre und wirtschaftliche Krise im eigenen Land. Bush, der sich als Krisenmanager preist, steht vor einem Härtetest. Er muss in den kommenden Monaten alle Reizthemen von Irak über Wiederaufbau in den Katastrophengebieten bis hin zu Budgetkürzungen im US-Haushalt auf eine Reihe bringen. »Chance oder Desaster für einen angeschlagenen Bush«, umreißt die »Los Angeles Times« die Alternativen des Präsidenten.
Obwohl die Themen Hurrikan und Irak-Krieg auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam zu haben scheinen, kreuzen sich beide dennoch. Der frühere Bürgermeister von New Orleans, Sidney Barthelemy, kritisierte, die USA hätten wohl genug Truppen, um den Irak zu retten - aber daheim in den Katastrophengebieten fehlten sie. »Schicken Sie das Militär jetzt, jetzt sofort«, forderte Barthelemy von Bush.
6800 Nationalgardisten aus den Bundesstaaten Louisiana und Mississippi, in denen ganze Landstriche von »Katrina« verwüstet wurden, sind im Irak im Einsatz, darunter viele Ingenieure und Spezialisten, die im Umgang mit Katastrophen geschult sind. Angesichts wenig durchschlagender Erfolge im Irak und immer mehr toter US-Soldaten war bei jüngsten Umfragen die Zustimmung der Amerikaner zur Amtsführung des Präsidenten ohnehin schon auf den niedrigsten Wert seiner Amtszeit gefallen.
Die humanitäre Krise mit mehr als einer Million Obdachlosen im Katastrophengebiet, der Wiederaufbau von Brücken und Highways, von Stützpunkten der Armee und Standorten der NASA wird zudem nach Expertenschätzungen Unsummen verschlingen - Gift für die geplante Reduzierung des Haushaltsdefizits. Ein Risikopotential für Bush sind auch die amerikanischen Autofahrer. Sie werden hohe Benzinpreise und gar Kraftstoffknappheit auf Dauer nicht hinnehmen.

Artikel vom 02.09.2005