02.09.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Alte Schätzchen vor Zerfall bewahren

Fachhochschul-Bibliothek beteiligt sich heute an der »Aktion Lesezeichen«

Bielefeld (MiS). Heute jährt sich zum ersten Mal der verheerende Brand in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar. 50 000 historische Bücher wurden dabei zerstört. Die Bibliothek im Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld beteiligt sich deshalb mit 69 weiteren Bibliotheken und Archiven an der »Aktion Lesezeichen«. Sie soll am Jahrestag darauf hinweisen, dass bundesweit etwa 60 Millionen Handschriften, alte Drucke, Karten und auf säurehaltigem Papier gedruckte Bücher in ihrem Bestand gefährdet sind.

Das »Neuw Kreuterbuch«, ein medizinisches Kräuterhandbuch von 1588, ist gerettet. Es ist eines von rund 1000 »Schätzchen«, die in der Fachbibliothek verwahrt werden. Der Münsteraner Norbert Depping hat den historischen Band restauriert. Dies wurde möglich, weil in der Fachhochschulbibliothek seit November 2004 Aktien der Sozial-Aktien-Gesellschaft Bielefeld verkauft werden. Zwölf Euro des 15 Euro betragenden Kaufpreises werden für die Wiederherstellung der alten Bücher zur Verfügung gestellt. Das ist die Idee der gemeinnützigen Aktiengesellschaft, die auf diese Weise schon eine ganze Reihe unterschiedlicher Projekte gefördert hat.
Restaurator Depping ist heute in der Zeit von 10 bis 11 Uhr zu Gast in der Bibliothek an der Lampingstraße und gibt aus Anlass des Aktionstages Einblick in seine Arbeit. Eine kleine Ausstellung wurde vorbereitet, die in der Zeit von 9.00 bis 14.30 Uhr zu sehen ist. Angeboten werden Lesezeichen, die Günter Grass eigens für die Aktion gestaltet hat.
»Die Werke aus dem 16. und 17. Jahrhundert in unserem Bestand wurden noch von unserer Vorgängerin, der Werkkunstschule Bielefeld, angeschafft«, erläutert die Direktorin der Hochschulbibliothek, Dr. Antje Kellersohn. Sie dienten den Schülern zu Demonstrationszwecken. Weniger der Inhalt als ihre grafische Gestaltung waren der Grund des Erwerbs.
»Heute werden die Bände in den Seminaren wieder für die gleichen Zwecke genutzt«, berichtet Bibliotheksmitarbeiterin Marianne Joppien. Doch im nicht restaurierten Zustand können sie nur bedingt eingesetzt werden. Und im Etat gibt es nur Geld für Neuanschaffungen. Deshalb hoffen Marianne Joppien und Antje Kellersohn, dass der Aktionstag die Menschen sensibilisiert und auch die eine oder andere Spende für die Wiederherstellung der alten Bücher fließt.

Artikel vom 02.09.2005